Siebenter Auftritt

[27] Marzelline kommt aus dem Hause. Jaquino folgt ihr.


JAQUINO. Aber, Marzelline –

MARZELLINE. Kein Wort, keine Silbe. Ich will nichts mehr von deinen albernen Liebesseufzern hören, und dabei bleibt es.

JAQUINO. Wer mir das vorher gesagt hätte, als ich mir vornahm, mich recht ordentlich in dich zu verlieben. Damals, ja da war ich der gute, der liebe Jaquino an allen Orten und Ecken. Ich mußte dir das Eisen in den Ofen legen, Wäsche in Falten schlagen, Päckchen zu den Gefangenen bringen, kurz alles tun, was ein ehrbares Mädchen einem ehrbaren Junggesellen erlauben kann. Aber seit dieser Fidelio –

MARZELLINE rasch einfallend. Ich leugne nicht, ich war dir gut, aber sieh, ich bin offenherzig, das war keine Liebe. Fidelio zieht mich weit mehr an, zwischen ihm und mir fühle ich eine weit größere Übereinstimmung.

JAQUINO. Was? Übereinstimmung mit einem solchen hergelaufenen Jungen, der Gott weiß woher ist, den der Vater aus bloßem Mitleid am Tor dort aufgenommen hat, der – der –

MARZELLINE ärgerlich. Der arm und verlassen ist – und den ich doch heirate.

JAQUINO. Glaubst du, daß ich das leiden werde? He, daß es ja nicht in meiner Gegenwart geschieht, ich möchte euch einen gewaltigen Streich spielen!


Quelle:
Ludwig van Beethoven: Fidelio. Stuttgart 1970, S. 27.
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