[205] Auf einer Anhöhe bei Assisi. Neben einer Eiche liegt Franziskus und sieht in das Land. Helm, Schild und Rüstung ihm zur Seite auf der Erde. Er hat das Schwert im Schoß.
FRANZISKUS.
Dort winkt mir Assis. – Wunderbare Vorsicht!
Wer bin ich, Gott, daß Du so zu mir redest!
Ich bin ein armer Bursch. Was hab ich an mir?
Nicht ein Spur von Heiligkeit, nur bös
Von meiner Jugend an; mich dünkt, ein andrer
– Sei es der Schlechteste – wär dennoch würd'ger
Als ich. – Doch gabst Du mir den Traum. Den Traum!
Franziskus, du! Narr deines Ich! Ich meinte,
Der herrliche Palast,
Geziert mit Schilden, Waffen und Gehängen
Des Kriegs, den Du im Traumwort mir versprachest
Samt meinen Kriegsgenossen, deute also
Auf Ehre hin, eisernen Ruhm. O Tor!
Ich sah das Kreuz nicht, heiliges Gebälke,
Das in dem Traum das Waffenhaus mir schmückte!
Auszog ich; Ritter sein, beißen mit Eisen
Ins feindliche Gedärm,
Des Schwertes Arbeiter, und gute Gasse
Bahnen dem Mordzeug wider alle Feinde,
Schien rühmlich mir, ein ganzes Leben wert. –
Zu einem Ritter wollt ich in die Lehre.
Er springt auf.
Franziskus, doch die Nacht hernach, Franziskus!
Schon auf dem Weg! In fremder Stadt! Da ging
Zu dir die Stimme voll der Majestät:
»Franziskus! Kann dir Besseres erweisen
Der Herr oder der Knecht? Warum verläßt
Den Herrn du um des Knechtes willen? Wisse,
Geistlich gedeutet sein will dein Gesicht!
Und dieses wird vollbracht in dir nicht menschlicher
Anordnung nach, vielmehr aus Gnade Gottes.«
– Da kehrt ich um und bin nun hier. O Herr,[205]
Und auf dem Wege süße Anmutung
Gabst reichlich Du, ist süßer etwas, als
Dir dienen!? Hei! Ich werf das Schwert froh fort!
Er kniet.
Du gibst ein neues mir in die gefalteten
Hände, das führst mir Du, und ich es halte.
Und der Herr Christus soll der Ritter sein,
Bei dem ich geh in Dienst! Liebwerter Ritter!
Dein armer Kriegsmann ich! Verfahr nur gnädig
Und schone mein! Doch will ich Dir die Gasse
Schon bahnen gut, wenn Du nur Gnade schickst.
Was willst Du? Soll ich Mönch sein? Sag mir alles!
O süß vielliebe Rüstung, mit dem Strick!
Gib mir nur alles ein! Ich werde beten
Fern von den Meinen, ungestört. Sankt Damian
Ist eine alte, halb verfallene
Kapelle, sie soll bergen meine Seufzer,
Herbergen meine Tränen; gib mir Aufschluß!
Er stutzt.
Wie – halb verfallen? Halb verfallen? Was?
Bist du ein Kriegsknecht Christi und willst dulden,
Daß der gottselige Herr
Verfallne Stätte schauen muß, wo Ehre
Ihm drin gebührt und inniglicher Lobsang?
Er steht wieder auf.
Ich bau sie wieder neu! Mit meinen Händen!
Das Schwert nicht führen, aber Steine schleppen
Zu meines Herren Tempel! Auf, Franziskus!
Nicht umgeschaut! Sogleich geh, schlechter Leib,
Gerissner Sünder, büße! Denn der Holde,
Um dessenwillen du dich beugst in Buße,
Ist wert dein Bluten und ein ganzes Leben.
Die Rüstung laß ich hier. O armer Schlucker!
Ich habe nichts als meinen Herrn. Herr, hörst Du?
Großmütiger Herr! Ich staune ob der Großmut.
Nimmst Du sie an, die Dienste des Franziskus?
Er geht hin.
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