79.

[282] Nichts ist falscher als das Sprichwort: »Niemand ist ein Held vor seinem Kammerdiener,« oder vielmehr, nichts ist im monarchischen Sinne wahrer bei einem affektierten Helden, zum Beispiel bei Hippolyt in Racines »Phädra«. Der General Desaix muß für seinen Kammerdiener – wahrscheinlich hatte er gar keinen – ebenso ein Held gewesen sein wie für jeden anderen Menschen. Ohne ihre Geziertheit und ihre unvermeidliche Komödianten würde wären Turenne und Fenelon Helden wie Desaix.

Quelle:
Von Stendahl – Henry Beyle über die Liebe. Jena 1911, S. 282.
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