85.

[284] Vater und Sohn. (Ein Gespräch aus dem Jahre 1787.) Der Vater (Minister): »Ich wünsche dir Glück, mein Junge. Es ist höchst angenehm für dich, vom Herzog von *** eingeladen zu sein. Für einen jungen Mann deines Alters ist das eine hohe Auszeichnung. Verfehle ja nicht, pünktlich um sechs Uhr im Palais *** zu sein.«

Der Sohn: »Ich vermute, daß Sie auch dort dinieren?«

Der Vater: »Der Herzog von ***, zuvorkommend wie stets gegen unsere Familie, hat in Anbetracht dessen, daß du zum ersten Male da bist, die Gewogenheit gehabt, mich mit einzuladen.«

Der Sohn, ein junger Mann aus bester Familie und von vorzüglicher Erziehung, stellt sich pünktlich im Palais *** ein. Es sind sieben Herren zu Tisch. Der Sohn ist seinem Vater gegenübergesetzt worden. Jeder Gast hat neben sich eine nackte Frau. Einige zwanzig Bediente in großer Livree servieren.

Quelle:
Von Stendahl – Henry Beyle über die Liebe. Jena 1911, S. 284-285.
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