Neunzehntes Kapitel.

[158] Als sich Julian in dem Zimmer umsah, das der Marquis von La Mole innegehabt hatte, fand er einen viermal gebrochenen Bogen starken Kanzleipapiers, auf dessen erster Seite folgendes zu lesen war:


An den

Kammerherrn Seiner Majestät des Königs, Pair von Frankreich, Ritter höchster Orden,

Herrn Marquis von La Mole,

Exzellenz.


Es war ein Bittgesuch in ungelenker Köchinnenhandschrift:


Hochwohlgeborener Herr Marquis!


Ich habe mein Leben lang religiöse Grundsätze gehabt. Ich war in Laon zur Zeit der Belagerung, 1793 schrecklichen Angedenkens, unter den Bomben der Jakobiner. Ich gehe zur Kommunion und jeden Sonntag zur Messe in die Pfarrkirche. Ich habe nie meine Osterpflicht versäumt, selbst nicht im Jahre 1793 schrecklichen Angedenkens. Meine Köchin, nur vor der Revolution hielt ich mir Diener, meine Köchin kocht jeden Freitag Fastenspeisen. Ich erfreue mich in Verrières der allgemeinen und, ich darf wohl sagen, verdienten Achtung. Ich gehe bei Prozessionen unter dem Baldachin, neben Herrn Pfarrer und neben Herrn Bürgermeister. Ich trage an den hohen Festen eine große Kerze auf meine eigenen Kosten. Über alles das liegen amtlich beglaubigte Bescheinigungen in Paris im Königlichen Ministerium des Innern.

[159] Eure Exzellenz bitte ich alleruntertänigst um die Lotteriekollektion zu Verrières, die auf die oder jene Weise demnächst frei werden dürfte, da der jetzige Inhaber sehr krank ist und überdies bei den Wahlen schlecht stimmt ... usw.

Eurer Exzellenz alleruntertänigster

Cholin.


Auf der freien Hälfte der Bittschrift stand, von Moirod unterzeichnet, folgende Befürwortung:


Eurer Exzellenz beehre ich mich im Anschluß an das gestern mündlich Vorgebrachte den Gesuchsteller nochmals als guten Untertanen ganz gehorsamst zu empfehlen ... usw.


Nachdenklich sagte sich Julian: »Also, sogar ein Schwachkopf wie dieser Cholin zeigt einem, wie man es machen muß!«

Noch acht Tage nach der Durchreise des Königs hielt in Verrières eine Tatsache alle Gemüter mehr in Spannung als die unzähligen Lügen, einfältigen Auslegungen und lächerlichen Erörterungen, die der Reihe nach dem Landesherrn, dem Bischof von *******, dem Marquis von La Mole, den zehntausend Flaschen Wein und dem Herunterfall des armen Moirod gewidmet wurden. (Letzterer ließ sich übrigens erst vier Wochen nach seinem Malheur wieder vor der Öffentlichkeit blicken.) Dies war die unerhörte Taktlosigkeit, daß Julian Sorel, der Müllerssohn, in die Ehrenwache hineinbugsiert worden war. Über dieses Thema mußte man die reichen Bunten-Leinewand-Fabrikanten hören, die sich von früh bis abends im Kaffeehaus über die soziale Gleichheit heiser redeten. Da hieß es, die eingebildete Frau Bürgermeister[160] sei die Anstifterin dieser Schandtat. In den schönen Augen und den roten Backen des Herrn Hauslehrers habe man den nötigen Kommentar.

Kurz nach der Rückkehr nach Vergy bekam Stanislaus-Xaver, der jüngste Knabe, Fieber. Frau von Rênal ward von gräßlichen Gewissensbissen befallen. Zum erstenmal machte sie sich ob ihrer Liebe alle möglichen Vorwürfe. Wie durch ein Wunder gingen ihr plötzlich die Augen auf. Sie erkannte die ganze Größe der Schuld, zu der sie sich hatte verführen lassen. Trotz ihrer tiefen Religiosität war es ihr bisher nicht zum Bewußtsein gekommen, daß sie vor Gott ungeheuerlich gesündigt hatte.

Einstmals, im Herz-Jesu-Kloster, hatte sie Gott inbrünstig geliebt. Jetzt empfand sie im gleichen Maße Furcht vor ihm. Die Kämpfe, die in ihrer Seele entbrannten, waren um so schrecklicher, als sie vor Angst der Vernunft kein Gehör schenkte. Julian sah, daß er die arme Frau nicht beruhigte, sondern nur quälte, wenn er ihr vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes zuredete. Seine Worte klangen ihr wie Einflüsterungen der Hölle.

Da Julian den kleinen Stanislaus in sein Herz geschlossen hatte, so sprach er selber schließlich in einem fort von der Krankheit, die mehr und mehr einen ernsten Charakter annahm. Die fortwährende Gewissenspein brachte die Mutter um jedweden Schlaf. Sie wurde schweigsam und grüblerisch. Hätte sie den Mund aufgetan, so wäre es nur gewesen, um sich vor Gott und den Menschen anzuklagen.

»Ich beschwöre Dich,« bat Julian, sobald sie allein waren, »sprich zu niemandem! Laß mich den einzigen[161] Vertrauten deines Leids sein! Wenn du mich noch liebhast, dann rede nicht! Geständnisse machen unsern Stanislaus nicht fieberfrei.«

Sein Zuspruch hatte keine Wirkung. Allerdings wußte Julian nicht, daß sich Frau von Rênal in den Kopf gesetzt hatte, der eifersüchtige Herrgott fordere in seinem Zorne, daß sie entweder den Geliebten hasse oder ihren Sohn durch den Tod verliere. Julian hassen, das war ihr unmöglich. Und deshalb war sie so namenlos unglücklich.

»Geh von mir! Fliehe!« flüsterte sie ihm einmal zu. »Im Namen Gottes, verlaß mein Haus! Deine Gegenwart mordet mein Kind!« Und dumpf setzte sie hinzu: »Der Allmächtige straft mich. Und mit Recht. Ich bete seine Gerechtigkeit an. Meine Sünde ist zu schändlich. Nicht einmal Reue empfand ich. Ein Beweis, daß ich bereits von Gott verlassen war. Nun muß ich doppelt büßen.«

Julian war tiefgerührt. Er vermochte in ihren Selbstvorwürfen weder Heuchelei noch Übertreibung zu erkennen. »Sie ist des Glaubens,« sagte er sich, »ihren Sohn zu morden, wenn sie mich liebt. Und doch liebt mich die Unglückselige mehr als ihren eigenen Sohn. Ich darf nicht zweifeln: die Reue tötet sie. Wahrlich, das ist Gefühlsgröße! Wunderbar, daß ich armer, ungeschliffener, dummer, mitunter roher Bauernjunge eine solche Liebe zu erwecken fähig war!«

Eines Nachts stand es mit dem Kinde besonders schlimm. Gegen zwei Uhr kam Herr von Rênal, um nach ihm zu sehen. Der Knabe lag in hohem Fieber, sah scharlachrot aus und erkannte den Vater nicht. Da[162] warf sich Frau von Rênal ihrem Manne plötzlich zu Füßen. Julian, der mit bei dem Kinde wachte, sah sofort, daß sie alles gestehen wollte: zu ihrem ewigen Verderben. Zum Glück mißfiel dem Hausherrn dies seltsame Gebaren.

»Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!« sagte er und schickte sich an zu gehen.

»Ach, höre mich doch an!« rief sie, noch immer auf den Knien. »Du sollst alles wahrheitsgetreu erfahren. Ich bin die Mörderin deines Sohnes! Ich, die ich ihm das Leben gegeben, ich nehme es ihm. Das ist die Strafe des Himmels. Vor Gott bin ich Mörderin. Ich muß mich selber verderben und demütigen. Vielleicht macht diese Sühne den lieben Gott gnädig ...«

Hätte Herr von Rênal genug Einbildungskraft besessen, so hätte er den Sinn dieser Worte verstanden.

»Überspannter Blödsinn!« brummte er und wehrte seine Frau ab, die seine Knie zu umarmen suchte. »Überspannter Blödsinn! Genug! Julian, lassen Sie bei Tagesanbruch den Doktor holen!«

Damit entfernte er sich, um sich wieder zu Bett zu legen. Julian versuchte Frau von Rênal aufzurichten. Halb von Sinnen, fiel sie von neuem auf die Knie und stieß ihn mit einer krampfhaften Bewegung von sich.

Julian stand voll Erstaunen da.

»So ist also der Ehebruch!« dachte er bei sich. »Am Ende haben die Pfaffen, diese Halunken, die selber die größten Sünder sind, das Vorrecht, das innere Triebwerk der Sünde am besten zu kennen? Seltsam!«

Herr von Rênal war schon eine Viertelstunde aus dem Zimmer, und noch immer sah Julian die geliebte[163] Frau, ihr Haupt an das Bett des Kindes gelehnt, unbeweglich und ohne rechte Besinnung auf dem Teppich liegen. »Das ist keine Durchschnittsfrau, die zugrunde gehen will, weil sie Ehebrecherin ist!« sagte er sich.

Eine Stunde verging nach der andern. Julian grübelte darüber nach: »Was kann ich für sie tun? Ich muß einen Entschluß fassen. Hier handelt es sich nicht mehr um mich. Was gehen mich die Leute an und ihre Narrenspossen? Was kann ich für sie tun? Sie verlassen? Nein, dann ist sie einsam und allein mit ihrer gräßlichen Herzensnot. Dieser Automat von Mann schadet ihr eher, als daß er ihr hilft. Grob wie er ist, wird er ihr harte Worte sagen. Sie kann verrückt werden und sich zum Fenster hinunterstürzen. Wenn ich sie verlasse, wenn ich nicht mehr über sie wache, wird sie ihm alles gestehen. Wer weiß, ob er nicht trotz der Erbschaft, die sie ihm einbringen soll, doch Skandal macht? Auch könnte sie diesem gottverdammten Abbé Maslon beichten. Er benutzt die Krankheit eines sechsjährigen kleinen Jungen, um sich hier im Hause einzunisten. Dabei hat er natürlich seine Absichten. In ihrem Schmerz und aus Furcht vor Gott vergißt sie alles, was sie über diesen Menschen Übles weiß. Sie sieht in ihm nur den Priester ...«

»Geh! Geh!« rief in diesem Augenblicke Frau von Rênal, indem sie die Augen aufschlug.

»Tausendmal gebe ich mein Leben hin,« beteuerte Julian, »wenn man mir dafür sagt, was für dich das beste ist! Ich liebe dich mehr denn je, mein Engel, meine Fee. Glaube mir, erst in dieser Stunde beginne[164] ich dich so anzubeten, wie du es verdienst! Was soll aus mir werden, wenn ich, dir fern, immer daran denken muß, du seiest unglücklich durch mich? Aber was gilt mein Leid? Ich will ja gehen, Geliebteste. Ach, wenn ich dich verlassen habe, wenn ich nicht mehr über dich wache und nicht mehr zwischen dir und deinem Manne stehe, dann wirst du ihm alles sagen und dich zugrunde richten. Denke daran, daß er dich mit Schimpf und Schande aus seinem Hause jagen wird! Ganz Verrières, ganz Besançon wird von diesem Skandale reden. Man wird dir alles in die Schuhe schieben, und nie wirst du diese Schmach überwinden können ...«

»Das will ich ja gerade!« unterbrach sie ihn fast schreiend, indem sie sich aufrichtete. »Wenn ich leide, um so besser!«

»Durch solch einen schauderhaften Skandal bringst du auch deinen Mann ins Unglück!«

»Was geht das mich an? Wenn ich mich selbst erniedrige, mich in den Staub werfe, so rette ich viel leicht mein Kind. Demütigung vor aller Augen ist für mich vielleicht die rechte Buße. Wäre das nicht, soweit ich mich in meiner Schwachheit zu verstehen vermag, das größte Opfer, das ich Gott bringen kann? Vielleicht nimmt er meine Selbsterniedrigung gnädig an und läßt mir meinen Sohn. Zeige mir eine andre schwere Sühne! Ich will mich ihrer auf der Stelle unterziehen.«

»Laß mich die Strafe tragen!« bat Julian. »Ich bin der Mitschuldige. Sag, soll ich in das Trappistenkloster gehen? Das strenge Leben dort wird deinen Gott versöhnen ...[165] Allmächtiger, warum kann ich nicht des Kindes Krankheit auf mich nehmen!«

»Du liebst ihn, du!« rief Frau von Rênal. Sie sprang auf und fiel Julian um den Hals. Aber schon im nämlichen Augenblick stieß sie ihn voll Abscheu wieder von sich. »Ich glaub es dir! Ich glaub es dir!«

Von neuem sank sie zu Boden. »Einzigster Freund! Warum bist du nicht der Vater meines Stanislaus! Dann wäre es keine schreckliche Sünde, dich mehr zu lieben als deinen Sohn!«

»Willst du mir erlauben, daß ich hierbleibe und dich fortan liebe wie ein Bruder seine Schwester? Wäre das nicht die allervernünftigste Sühne? Das muß Gottes Grimm besänftigen!«

»Ich,« rief sie aus, indem sie abermals aufstand, Julians Kopf in ihre Hände nahm und ihn dicht vor ihre Augen hielt, »ich soll dich wie einen Bruder lieben? Vermag ein Weib den Geliebten zu ihrem Bruder zu machen? Ich kann es nicht!«

Julian brach in Tränen aus.

»Ich werde dir gehorchen«, gelobte er und fiel ihr zu Füßen. »Ich werde gehorsam tun, was du mir auch befiehlst. Das ist alles, was ich noch tun kann. Mein Geist ist mit Blindheit geschlagen. Ich sehe nirgends einen Ausweg. Wenn ich dich verlasse, gestehst du deinem Manne alles. Dann bist du verloren und er auch. Nach dieser Blamage wird er niemals Abgeordneter. Bleibe ich aber, so hältst du mich für die Ursache, falls dein Kind stirbt. Und du stirbst vor Gram auch. Willst du erproben, wie es ist, wenn ich dich verlasse? Willst du, daß ich auf acht Tage fortgehe? Es soll eine[166] Strafe meiner Sünde sein. Ich werde diese Zeit in der Abtei Hohen-Bray verbringen oder wo du willst. Aber schwöre mir, daß du während meiner Abwesenheit deinem Manne nichts eingestehst! Bedenke, daß ich dann nie wieder hierherkommen könnte!«

Frau von Rênal versprach es, und Julian reiste ab. Aber bereits nach zwei Tagen ward er zurückgerufen.

»Es ist mir unmöglich,« erklärte sie ihm, »meinen Eid zu halten, wenn du nicht immer bei mir bist. Wenn mir deine Augen nicht Stillschweigen gebieten, sag ich meinem Manne am Ende alles. Jede einzelne Stunde dieses abscheulichen Lebens kommt mir vor wie ein ganzer Tag.«

Endlich hatte der Himmel Erbarmen mit der unglücklichen Mutter. Bald war Stanislaus außer Gefahr. Aber damit war nicht alles beim alten. Frau von Rênal waren die Augen vor ihrer eigenen Sünde aufgegangen. Ihre innere Harmonie war dahin. Ihre Gewissensnot dauerte an; sie wuchs, wie das in einem so lauteren Gemüt nicht anders sein konnte. Ihr Dasein war Himmel und Hölle zugleich: Hölle, wenn sie Julian nicht sah, und Himmel, wenn sie zu seinen Füßen saß. Selbst in den Augenblicken, wo sie sich ganz in ihrer Leidenschaft verlor, sagte sie oft: »Ich mache mir keine Hoffnung mehr. Ich bin verdammt. Rettungslos verdammt. Du bist jung. Du hast meiner Verführung gewillfahrt. Dir kann der Himmel wohl verzeihen. Aber ich bin verloren. Ich erkenne das an einem untrüglichen Zeichen. Ich habe Angst. Wer hätte keine Angst, die Hölle vor Augen? Aber dabei empfinde ich keine Reue. Ich würde sündigen, wenn ich nicht schon gesündigt hätte![167] Wenn mich Gott nicht schon hienieden an meinen Kindern straft, so ist das mehr Gnade, als ich verdiene.« Und dann wiederum fragte sie: »Aber du, mein lieber Julian, bist du denn wenigstens glücklich? Sag, liebe ich dich genug?«

Angesichts eines so großen, nicht zu bezweifelnden Opfers, das ihm täglich und stündlich gebracht wurde, schmolzen Julians Mißtrauen und leidvoller Stolz, dem nichts gefehlt hatte als eine opfermütige Liebe. Er betete Frau von Rênal an: »Mag sie Aristokratin sein: mich, den Bauernjungen, mich liebt sie doch!« frohlockte er. »Ich bin ihr kein Kammerdiener, betraut mit der Rolle eines Liebhabers.« Seit er dieses Argwohns enthoben war, ergriff ihn echter Liebeswahnsinn mit allen seinen Zweifelsqualen.

Als sie sah, daß er an ihrer Liebe zweifelte, klagte sie: »Könnte ich dich doch in der Spanne Zeit, die uns beiden noch beschieden, ganz glücklich machen! Nützen wir die Frist aus! Vielleicht gehöre ich dir schon morgen nicht mehr. Straft mich der Himmel an meinen Kindern, so hätte ich nicht die Kraft, dir zuliebe weiterzuleben. Ich könnte den Gedanken nicht von mir abwehren, daß meine Sünde sie gemordet. Ich könnte diesen Schlag nicht überwinden. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Ich würde den Verstand verlieren.«

Ihre wilden inneren Kämpfe läuterten Julians Liebe. Sie war nicht mehr bloße Bewunderung ihrer Körperschönheit; sie wandelte sich in seelisches Siegesgefühl. Beider Glück war fortan höherer Art als zuvor. Die Glut, die sie verzehrte, ward immer heißer. Der tollste[168] Liebesrausch ergriff sie. Man hätte sie für das glücklichste Paar halten können. Und doch, die sonnige Heiterkeit, die wolkenlose Seligkeit, der lachende Lebensmut der ersten Liebestage war dahin. Damals hatte Frau von Rênal nur die eine Angst gehabt: Julian könne sie nicht genug lieben. Jetzt hatte ihr Glück den Geschmack des Verbrechens. Selbst in den wonnigsten und friedsamsten Stunden drückte sie manchmal plötzlich die Hände des Geliebten, flüsternd: »Ich bin der Hölle verfallen. Welch schreckliches Los. Aber ich verdiene es.« Und sie schmiegte sich eng an ihn, wie Efeu an die Mauer.

Umsonst versuchte Julian ihr Seelenfieber zu kühlen. Dankbar zog sie seine Hand an sich und bedeckte sie mit Küssen. Dann sank sie wieder in düstere Versonnenheit. Bisweilen schien sie ruhiger zu werden. Wenigstens kam es Julian so vor. Sie versuchte sich zu beherrschen. Der Geliebte sollte nicht auch leiden.

In diesem Wechsel von Liebe, Reue und Sinnenlust flogen die Tage mit Windeseile dahin. Julian kam nicht mehr dazu, über alles nachzugrübeln, wie er das früher getan hatte.

Quelle:
Stendhal: Rot und Schwarz. Leipzig 1947, S. 158-169.
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