Zwey und zwanzigster Auftritt.

[304] Die Vorigen, Nikolo, Clärchen, dann Albert und Constanze.


NIKOLO.

Zum Henker! was ist das für Lärmen?


Da er Bast erblickt.


Was seh' ich! Sie sind wieder da?

CLÄRCHEN ebenfalls, da sie Bast erblickt.

Was seh' ich! der Alte ist da?

ALBERT UND CONSTANZE einander im Arm führend.

Das ist ja ein schrecklicher Lärmen.


Bestürzt, da sie Bast sehen.


Was seh' ich! der Alte ist da?

BAST UND TRÜBE da sie Constanzen erblicken.

Was seh' ich! Constanze kömmt da?

Alle stehen betroffen da; die Narren, sobald sie Nikolo erblicken, bleiben starr, betrachten die in Händen habende Requisiten. Nach einer Pause jedes für sich.
[304]

BAST, TRÜBE, NIKOLO, ALBERT, CONSTANZE UND CLÄRCHEN.

Das hat was zu bedeuten,

Da muß man hübsch bey Zeiten

Auf seiner Obhut seyn.

DIE POETEN, ORPHEUS, VIRGINIA UND LUKREZIA.

Wie furchtbar strafen Götter!

Da ist kein Schutz, kein Retter;

Sie treffen bis aufs Bein.

CONSTANZE ganz munter zu Bast.

Schon wieder da mein Schätzchen?

BAST ironisch.

Ich fürchtete, Dein Herzchen

Zerspränge Dir vor Gram.

CONSTANZE.

Ich wollte mir durch Singen

Die Zeit indeß verbringen,

Und da verschwand der Schmerz.

BAST ironisch bitter.

Ich glaub' es Dir mein Herz.


Zu Nikolo böse.


Was ist das für Manier

Die Narren alle hier?

NIKOLO.

Ich wollt' sie eben holen.

BAST.

Hab ich Dir nicht befohlen

Du solltest wachsam seyn?

Fort, sperr sie alle ein.[305]

CONSTANZE.

Jedoch nicht meinen Sänger!

BAST.

Ja wohl, er möchte länger

Dir zu gefährlich seyn.

CONSTANZE.

Wie fällt das Ihnen ein?

ALLE bis auf Bast und Constanze lachen.

Ha, ha, ha, ha, ha, ha!

TRÜBE, CONSTANZE, CLÄRCHEN UND NIKOLO.

Kann man so was nur denken!

Wen soll das wohl nicht kränken?

So ein Verdacht thut weh!

BAST.

Wer wird so was nicht denken

Statt Dich um mich zu kränken

Bist munterer als je.

ALBERT für sich.

Wie würde mich das kränken,

Wenn unser Dichten, Denken

Vergebens sollte seyn.

DIE NARREN.

Ha, ha, ha, ha, ha, ha!

NIKOLO zu den Narren.

Fort, fort in Eure Kammern.

CONSTANZE.

Ich will dann nichts als jammern,

Weil das Ihr Wille ist.[306]

TRÜBE UND CLÄRCHEN zu Bast.

Mein Freund / Mein Herr das muß sie kränken,

Mit Narren sie verdenken!

Das ist zu viel gewagt.

BAST.


Zu Trübe.


Der Gusto ist verschieden.


Zu Constanze.


Doch wohl, ich bins zufrieden.


Zu Nikolo.


Der bleibt, wie ich gesagt.


Auf Albert deutend.


NIKOLO.

Gut denn. Doch fort ihr andern,

Ihr könnt nur immer wandern,

Heut kommt ihr nicht mehr frey.


Er treibt mit der Ruthe die Narren fort.


BAST, CONSTANZE, ALBERT, TRÜBE UND CLÄRCHEN.

Nach Regen scheint die Sonne,

Bald macht uns / sie Hymens Wonne

Auf immerdar vergnügt.

DIE POETEN, ORPHEUS, VIRGINIA UND LUKREZIA die kehren wieder um, und stimmen mit ein.

Nach Regen scheint die Sonne;

Ich schmecke Siegers Wonne,

Mein Feind ist nun besiegt.

Die Poeten halten den Kranz und Bart, Orpheus seine zerbrochene Violine als Siegeszeichen empor.
[307]

NIKOLO.

Nach Regen scheint die Sonne,

Fort Narren, eure Wonne

Ist, wenn ihr schlafen liegt.

Er treibt die Narren fort, Bast führt Constanzen, und Albert Clärchen ab; Trübe folgt ihnen.


Ende des ersten Aufzugs.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 304-308.
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