Eilfter Auftritt.

[331] Constanze, Clärchen.


CONSTANZE. Das ist ein abscheulicher Mensch!

CLÄRCHEN. Ja! Es ist eine saubre Composition! Unterdessen seyn wir froh, daß wir ihn sobald wieder los geworden sind. Wahrhaftig, wenn das Ding noch lange so fortgeht, daß bald dieß bald jenes Hinderniß dazwischen kömmt, so werd' ich über lauter Dichten noch selbst zur Närrinn.

CONSTANZE. Ich glaub' Dir's liebes Clärchen. Ich bin so erschrocken, wie ich seine Stimme hörte, daß ich glaubte, ich würde auf der Stelle sterben.[331]

CLÄRCHEN. Ja, hätt' er den Kopf nicht so voll von seiner verlornen Erbschaft gehabt, er hätte alles entdeckt; ich war auch völlig weg.

CONSTANZE. Nun, was fangen wir denn itzt an.

CLÄRCHEN schwer Athem holend. Ja! was fangen wir an? wenn nur der gute Orpheus nicht seine Geige zerschlagen hätte, denn weil er itzt nicht mehr geigen kann, so wird er gescheit, verliebt, und will mir nicht mehr von der Seite gehn.

CONSTANZE. Das ist entsetzlich!

CLÄRCHEN. Und wir müssen je eher je lieber trachten, sonst kommt Nikolo zurück. Was fangen wir hernach an?

CONSTANZE. Ich verliere allen Muth!

CLÄRCHEN. Nur nicht verzweifeln, sonst kommen wir gar nicht vom Flecke! Sinnt nach. Ich darf mich nicht bey ihm sehen lassen – – – Gehen Sie also hin. Sehen Sie daß Sie mit Herrn Albert entwischen können, und schließen Sie den Orpheus ein, ich will hier auf Sie warten. Aber so bald als möglich.

CONSTANZE. Wie werd' ich das aber anstellen?

CLÄRCHEN. Sagen Sie es nur dem Herrn Albert heimlich, der wird schon Mittel finden. Nur geschwind. Drückt sie fort.

CLÄRCHEN allein. Ich will alles gern thun, aber ihr zu Liebe will ich doch wahrhaftig keinen Narren heirathen. Es ist freylich ein ganz artiger Mensch – – und wenn er so bliebe – – – aber wer steht mir davor, wenn er wieder eine Geige zu[332] packen bekommt, daß er mir nicht wieder seine Empfindungen vorgeigt; da wär' ich schön erwischt!


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 331-333.
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