Neunter Auftritt.

[87] Leonore und Claudia rechts. Sichel in der Mitte. Stößel und Gotthold links.


SICHEL zu Stößel, immer im Tone Sturmwalds. Alle Wetter! das dauert ja eine Ewigkeit. Beinahe wäre ich fortgegangen, denn gar so lange warten ist eben meine Sache nicht. Überdies wartet auch das Frühstück bei mir, das ich für Sie alle bestellt habe.

CLAUDIA zu Sichel. Wer konnte sich denn aber auch einbilden, daß Sie gar so früh da sein würden.

SICHEL. Ja, liebstes Mütterchen, das ist alten Soldaten so eigen. Vor Tage macht man immer die besten Expeditionen. Doch jetzt lassen Sie uns zum Werke schreiten. Zu Stößel. Haben Sie gelesen? Alles gut?

STÖßEL. Vortrefflich!

CLAUDIA. Nur die Ausstattung von unsrer Seite ist zu gering[87]

SICHEL. O da lassen Sie mich sorgen. Zu Gotthold. Allons, Herr Notarius, lassen Sie unterschreiben.

Leonore tritt an Claudia vorüber neben den Mitteltisch.

Gotthold wendet sich hinter Stößel und Sichel weg zum Mitteltisch, wobei er sich von Stößel den echten

Kontrakt geben läßt, den er in seine Mappe legt; hinter dem Mitteltisch angekommen, öffnet er seine Mappe, nimmt den falschen Kontrakt heraus, breitet ihn auf dem Tische aus, ergreift grotesk die Feder, taucht sie ein und präsentiert sie Leonore.


SICHEL zu Claudia. Noch eins, Mamachen. Lassen Sie doch Rosalie auf freien Fuß. Das arme Kind quält sich dadrin.

CLANDIA. Ei, sie kann warten.

SICHEL. Nichts da. Sie muß dabei sein, sonst setze ich keine Feder an. Das Frühstück ist für sie mit aufgetragen.

CLAUDIA. Nun, wenn Sie denn durchaus wollen. Sie öffnet die Thür rechts und läßt Rosalie heraus.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 87-88.
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