Achtundvierzigstes Kapitel.

[155] Leib und Seele eines Menschen, ich sage dies mit aller Hochachtung gegen beide, sind gerade wie Wamms und Unterfutter: schlägt das eine Falten, so schlägt das andere auch welche. Da giebt es nur eine einzige Ausnahme, wenn man nämlich so glücklich ist, ein Wamms von gummirtem Taffet und ein Unterfutter von Sarsenet oder leichtem persischen Seidenzeuge zu haben.

Zeno, Cleanthes, Diogenes, Babylonius, Dionysius, Heraclides, Antipater, Panätius und Posidonius von den Griechen, – Cato, Varro und Seneca von den Römern, – Pantenus und Clemens Alexandrinus und Montaigne von den Christen und eine reichliche Menge guten, ehrlichen, gedankenlosen Shandy-Volkes, auf deren Namen ich mich nicht gleich besinne,[155] bilden sich aber ein, ihr Wamms sei nach dieser Art gemacht, man könne es äußerlich drücken und quetschen, faltig machen und knittern, reiben und zerreiben, mit einem Worte, man könne ganz schmählich mit ihm umgehen, die innere Seite würde von alle dem nicht angegriffen.

Ich glaube wahrhaftig, daß das meinige auch so gemacht ist, denn niemals ist einem armen Wammse ärger mitgespielt worden als dem meinigen in den letzten neun Monaten, und trotzdem ist, so weit ich darüber urtheilen kann, das Unterfutter um keinen Heller schlechter geworden; – pêle mêle, holterdipolter, piff-paff, schnipp-schnapp, vornab und hintenab, kurzweg und langweg haben sie mir zugesetzt, wäre nur ein bischen Gummi in meinem Unterfutter gewesen, bei Gott! es wäre längst bis auf den letzten Faden verschlissen und zerrissen.

Ihr Herren vom Monats-Magazin! wie konntet Ihr so auf mein Wamms loshauen und stechen? Wie wußtet Ihr, daß mein Unterfutter heil bleiben würde?

Von ganzem Herzen und ganzer Seele empfehle ich Euch und Eure Angelegenheiten dem Schutze jenes Wesens, das keinen von uns beleidigt. Gottes Segen mit Euch allen, und wenn mir Einer von Euch nächsten Monat wieder seine Zähne zeigen und auf mich lossteuern und – rasen sollte wie vorigen Monat Mai, (wo es, wie ich mich entsinne, sehr heiße Witterung war,) so fahrt nicht aus der Haut, wenn ich wieder ganz ruhig meines Weges gehe; denn ich bin einmal entschlossen, so lange ich lebe oder schreibe (was gleichviel ist), solch einem Ehrenmanne nie etwas Böses zu entgegnen oder ihm etwas Schlimmeres zu wünschen, als mein Onkel jener Fliege, die ihm während seines Mittagsessens so unverschämt um die Nase geschwirrt war. – Geh, – geh – armer Teufel, sagte er, mach, daß du fort kommst. Warum sollte ich dir auch etwas zu Leide thun? Ist die Welt doch groß genug für uns beide! –

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 155-156.
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