Achtzigstes Kapitel.

[213] Von alle den Abhandlungen, welche sich mein Vater, um seine Hypothese damit zu stützen, so mühevoll verschafft hatte und studirte, hatte ihn zuerst keine so grausam getäuscht, als der berühmte Dialog zwischen Pamphagus und Cocles, welchen[213] die keusche Feder des großen und verehrungswürdigen Erasmus über den verschiedenen Gebrauch und die zweckmäßige Anwendung langer Nasen verfaßt hat. – Jetzt aber, liebes Kind, gieb Acht, daß Satan Dir nicht etwa irgendwo in diesem Kapitel aufsteige und mit Deiner Phantasie durchgehe – oder ist er dennoch so fix sich aufzudrängen, so mach es, ich bitte Dich, wie ein ungerittenes Füllen – springe, pruste, schlag' aus, drehe Dich – bäume Dich – stoß ihn ab, lange Stöße, kurze Stöße, wie Kitzlings Stute, bis der Sattelgurt oder Schwanzriemen reißt und seine Herrlichkeit im Dreck liegt. Ihn todt zu machen brauchst Du nicht.

Aber bitte, wer war Kitzlings Stute? – Das ist gerade eine so thörichte Frage und zeigt von so wenig Schulbildung, Sir, als ob Sie gefragt hätten, in welchem Jahre (ab urbe con.) der zweite punische Krieg ausgebrochen wäre. – Wer Kitzlings Stute war! Studiren Sie, studiren Sie, studiren Sie – meine ungelehrten Leser, – studiren Sie, sonst – bei der Gelehrsamkeit des heiligen Paraleipomenon – sage ich Ihnen im Voraus, Sie thäten, besser dieses Buch sogleich wegzuwerfen; denn ohne viel Studiren, womit ich, wie Ew. Hochehrwürden begreifen, »viel Wissen« meine, werden Sie nicht eine einzige Seite desselben verstehen.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 213-214.
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