Fünfzigstes Kapitel.

[157] »Was für prächtige Armeen Ihr in Flandern hattet!«

Bruder Toby, sagte mein Vater, ich halte Dich für einen Ehrenmann, mit einem so guten und rechtschaffnen Herzen, wie Gott nur je eins geschaffen; auch ist es Dein Fehler nicht, wenn alle Kinder, die erzeugt wurden, oder noch erzeugt werden mögen, können, sollen oder müssen, mit dem Kopf voraus zur Welt kommen. Aber glaube mir, lieber Toby, der Zufälligkeiten, welchen unsere Kinder nicht allein bei der Erzeugung (ich halte dieselben für sehr beträchtlich) ausgesetzt sind, nein, auch der Gefahren und der Schwierigkeiten, die auf sie lauern, nachdem sie die Nase in die Welt gesteckt haben, sind genug, als daß es Noth thäte, sie auf dem Wege dahin auch noch unnöthigen auszusetzen.– Sind diese Gefahren, sagte mein Onkel Toby, indem er seine Hand auf meines Vaters Knie legte und diesem ernst und forschend ins Gesicht sah, – sind diese Gefahren, Bruder, jetzt größer, als sie es sonst waren? – Bruder Toby, antwortete mein Vater, sonst – wenn ein Kind nur rechtmäßig gezeugt war, lebendig und kräftig zur Welt kam und die Mutter bald nachher wieder gesund wurde, so kümmerten sich unsere Vorfahren um weiter nichts. – Mein Onkel Toby nahm sogleich die Hand von meines Vaters Knie, lehnte sich sanft in seinen Sessel zurück, hob den Kopf just so weit in die Höhe, daß er das Karnieß an der Zimmerdecke sehen konnte, brachte die Flötenmuskeln längs der Backen und die Kreismuskeln um die Lippen herum in die gehörige Stellung und – pfiff den Lillabullero.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 157-158.
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