Sechsunddreißigstes Kapitel.

[58] Da das ganze Geheimniß der Gesundheit, so fing mein Vater den Satz noch einmal an, augenscheinlich auf dem nothwendigen Kampfe um das Uebergewicht zwischen der Urwärme und der Urfeuchtigkeit beruht, – so hätte es wahrscheinlich keiner großen Geschicklichkeit bedurft, um sie zu erhalten, wäre die Sache von den Gelehrten nicht dadurch erschwert worden (van Helmont, der berühmte Chemiker, beweist's), daß sie alle das Talg und Fett des thierischen Körpers für die Urfeuchtigkeit hielten.

Nun aber ist nicht das Talg oder Fett der Thiere die Urfeuchtigkeit, sondern diese ist eine ölige, balsamische Substanz; denn das Fett oder Talg, als das Phlegma oder die wässerigen Theile, ist kalt, wogegen den öligen oder balsamischen Theilen lebendige Wärme und Geistigkeit eigen sind; daher auch die Bemerkung des Aristoteles: quod omne animal post coitum est triste.

Es ist nun sicher, daß die Urwärme an der Urfeuchtigkeit haftet, ob das aber auch vice versa der Fall ist, bleibt zweifelhaft; immer jedoch vermindert sich mit der einen auch die andere, und dann entsteht entweder eine unnatürliche Wärme, welche eine unnatürliche Trockenheit erzeugt, oder eine unnatürliche Feuchtigkeit, welche Wassersucht verursacht. Kann also ein Kind,[58] das heranwächst, dahin belehrt werden, daß es sich vor Feuer und Wasser hüte, als die ihm beide mit Vernichtung drohen, – so ist das Alles, was in dieser Beziehung nöthig zu sein scheint.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 2, Leipzig, Wien [o. J.], S. 58-59.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman
Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman: (Reihe Reclam)
Tristram Shandy
Leben und Meinungen von Tristram Shandy Gentleman (insel taschenbuch)
Leben und Meinungen von Tristram Shandy Gentleman (insel taschenbuch)