c.

[72] Mein Bruder wurde an einem Sonntag Abend mit einer Bouteille an den Kopf geworfen. Vielleicht war eine Ader abgeworfen, genug der Kopf blutete stark. Nachher hörte das Bluten auf. Als mein Bruder aber beim Zubettegehen sich bückt, geht die Wunde wieder auf, so daß das Blut bis an die Fensterbank spritzt. Alle möglichen Mittel wurden nun angewandt, um das Blut zum Stillstand zu bringen, Spinnweb, kalte Umschläge u.s.w. – alles vergeblich. Endlich ging ich nach einer alten Frau in Lintel, die Blut besprechen kann, und nahm die mit uns verwandte N.N. aus Wüsting mit. Als wir in Lintel ankamen, lag die Frau bereits im Bette, und in ihrer Stube war's dunkel. Ich erzählte ihr mein Anliegen und genau fragte sie dann noch, wo die offene Wunde sich befinde.[72] Darauf wurde sie still. Was sie nun machte, konnten wir weder sehen noch hören. – Licht zündete sie gar nicht darum an. Nach einer Weile sagte sie: »So nun ist's gut, ihr könnt nun wieder nach Hause gehn.« Auf dem Rückwege dachte ich, mein Bruder möchte nun wohl schon tot sein; als ich aber zu Hanse ankam, saß er gut und wohl hinterm Ofen. Grade um die Zeit als ich bei der alten Frau gewesen, hatte sich das Blut gesetzt. Der Frau durfte ich aber nicht danken, ihr auch kein Geld geben, sonst hätte es nichts geholfen. (Holle.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. LXXII72-LXXIII73.
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