b.

[78] Imme-Mauer (Mutter) sette di, Gott däi Heer verlette di, dräg Hönnig und Waß, dat brennt so kloar vör Gottes Altoar. Dies ist 3 mal zu sprechen. (Friesoythe) (146).

Im Amte Cloppenburg lebte vor Jahren ein Besprecher, der zur Zeit des Mondbruches (wenn der Mond voll war), großen Zulauf hatte. Er schärfte dem Kranken ein, daß er fest an die Kraft des Besprechens glauben müsse, segnete ihn dann unter Segensprüchen, lief fort, sprang durch's Fenster und kam durchs Fenster wieder herein. So verfuhr er dreimal: beim Aufgang des Mondes, um Mitternacht und kurz vor Sonnenaufgang. – Ein Verwandter dieses Heilkünstlers betete bei Kranken, bediente sich aber dabei zugleich eines in die Augen fallenden äußeren Mittels, nämlich Erde aus einem neuen Grabe auf dem Kirchhof. – Wo Frauen die Kunst ausübten, bestand das Besprechen oder Beten oder Segnen gewöhnlich darin, daß die Beterin die rechte Hand auf die kranke Stelle legte und betete, oder daß sie, nachdem sie die[78] kranke Stelle berührt hatte, hinausging und draußen betend auf und ab wandelte.

In Oldenburg erzählt man, es habe jemand einer alten Frau, die arg am Fieber litt, ein Stückchen Papier in einem kleinen Beutelchen gegeben, sie solle dasselbe in dem Beutelchen ein Jahr lang am Halse tragen und dann wegwerfen, aber niemals nachsehen, was auf dem Papiere stehe. Die Alte, heißt es, trug das Beutelchen eine Zeit lang und wurde gesund. Nach etwa einem halben Jahre glaubte sie sicher zu sein, legte das Beutelchen ab, öffnete das Papier und las jenen Spruch. Aber in demselben Augenblicke wurde sie von einem heftigen Fieberfrost befallen und soll die Krankheit auch nicht wieder los geworden sein.

Die Oldenb. luth. Kirchenordnung von 1573 mußte die Küster mit Absetzung bedrohen, »so sie noch mit gottlosen Teufelssagen oder Arzney umbgingen und wie auf etlichen Dörfern geschehe, St. Johannesevangelium schreiben, den Leuten um die Hälse hingen gegen allerley Krankheit und Zauberey.« Man ließ nämlich das Johannesevangelium hübsch sauber auf Papier schreiben, brachte es heimlich unter die Altardecke einer katholischen Kirche, wartete, bis der Priester 3 Messen darüber gelesen hatte, steckte es in einen Federkiel oder in eine ausgehöhlte Haselnuß, verkittete die Öffnung mit Lack oder Wachs oder ließ solche in Kapseln oder Silber fassen und hing sie um den Hals. (Schauenburg a.a.O. IV, 121.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. LXXVIII78-LXXIX79.
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