122.

[106] Knacken die Finger, wenn sie angezogen werden, so ist man verliebt. – Wenn man in der Neujahrsnacht um 12 Uhr die Asche im Ofen sorgfältig umrührt und darin ein Roggenkorn findet, so bedeutet dies ein fruchtbares Jahr (Saterld.) Ebenso wenn man in der Neujahrsnacht oder in der Nacht vor heil. drei Königen den Kehricht unter dem Tische, von welchem abends gegessen ist, wegfegt und ein Roggenkorn darin findet (Delmenh.) – Um zu erfahren, was ein neu beginnendes Jahr einem Mädchen bringen wird, stellt man in der Neujahrsnacht einen viereckigen Tisch mitten in die Stube und legt auf die eine Ecke einen Ring, auf die[106] zweite ein Stück Brot, auf die dritte einen Kranz, auf die vierte stellt man ein Gefäß mit Wasser. Nun führt man das Mädchen mit verbundenen Augen um den Tisch herum und läßt es endlich den Tisch aufsuchen. Die Ecke, auf welche es zuerst stößt, ist vorbedeutend, und zwar bedeutet der Ring Verlobung, das Brot alltäglich fortgehendes Leben, der Kranz Tod, das Wasser Tränen (Oldenbg.) – Aus Bibel und Gesangbuch erforscht man die Zukunft, indem man auf irgend eine Weise dem Zufall überläßt, einen Vers zu bezeichnen, der dann als weissagend ausgelegt wird. So durchsticht man eine Lage Blätter mit einer Nadel, und der Vers, welchen der Stich zuletzt trifft, ist der prophetische. Oder man läßt das Buch ohne Wahl sich aufschlagen und tupft blindlings mit einem Finger auf das Blatt.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CVI106-CVII107.
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