130.

[113] Glück im Kartenspiele. Von den Personen, welche Kartenspielern in die Karten gucken, haben einige ein gutes, andere ein schlechtes Auge; erstere werden von den Spielern herbeigerufen, letztere weggescholten. – Man kann einem anderen Glück im Spiele bringen, wenn man ihm den Daumen hält, d.h. den Daumen mit der Faust umschließt. – Wer Unglück im Spiel in Glück verwandeln will, muß über den Daumen sein Wasser lassen. Oder er muß seinen Stuhl umsetzen, etwa so, daß die Lehne dem Tische zugewandt ist, oder auch nur so, daß der Stuhl um einige Zoll weiter rechts oder links steht – »ick sitte nich up dat rechte Sandkoorn,« sagt alsdann wohl der Spieler. Oder er dreht sich mit seinem Stuhle einmal rund herum. Oder er nimmt einen andern Stuhl. Oder sorgt dafür, daß die beiden Spiele Karten, welche abwechselnd zum Spiele dienen und gemischt werden, einmal vertauscht werden, sodaß also mit dem einen Spiele zweimal hintereinander gespielt, das andere zweimal gemischt wird. – Wer beim Whist angibt, sucht mit den hinten blau bedruckten Karten anzugeben. – Beim Whist muß man die herumgegebenen Karten nicht eher aufnehmen, als bis alle Karten verteilt sind, die Karten werden so besser: sie hecken. Doch gibt es auch Spieler, welche es für heilsam halten, jede Karte einzeln aufzunehmen. – Diese sämtlichen Spielregeln entstammen den Kreisen sog. Gebildeter. Meist werden sie unter Scherz erwähnt und angewandt, sehr häufig steckt aber doch hinter dem Scherze der Glaube, wenigstens ein halber Glaube. Die Mehrzahl der Regeln beruht übrigens auf durchaus volksmäßigen Anschauungen von Sympathie.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CXIII113.
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