9.

[24] Von Vögeln. Kommt ein Hahn vorn ins Haus und kräht, so bedeutet dies entweder einen Leichen- oder einen Hochzeitsbitter (Jeverld.). – Wenn der Hahn durch das Fenster sieht, gibt es bald Besuch. – Wenn ein Hahn im Winter vor 9 Uhr abends kräht, so gibts Frost. – Wenn ein Huhn kräht wie ein Hahn, so gibts einen Todesfall im Hause oder sonst ein Unglück. Einige sagen, um das Unglück zu verhüten, müsse man das Huhn schleunigst töten, in der Tranktonne ertränken. – Wenn die Hühner nachmittags nach der Melkzeit gackern, so muß bald jemand im Hause sterben (Blexen). – Findet man im Hause ein ganz kleines Hühnerei von der Größe eines Taubeneies (Spukei), so bedeutet dies Unglück. Einmal sagt man, das Unglück wäre unabwendbar, ein ander Mal, man müsse, um das Unglück abzuwenden, das Spukei in fließend Wasser werfen (Jeverld.), oder in ein Tobbenloch eines Hausständers legen und mit einem Pflocke vorsichtig verschließen, dann werde nicht bloß das Unglück ausbleiben, sondern das Haus sogar (Ganderkesee) vor Blitz geschützt sein. Auch sagt man, wer ein Spukei finde, müsse damit an einen Ort gehen, wo zwei Wege sich kreuzen und es dort herüber werfen, sonst gehe der Haushalt zurück. In der Gemeinde Goldenstedt krepierten vor einigen Jahren einem Bauer in wenigen Tagen bis zu 20 Stück Rind- oder Milchvieh. Die Tierärzte standen ratlos da. Sofort hieß es in der Umgebung, eine Magd des Bauern habe ein Spukei in den Ställen gefunden und dasselbe gegen die Stallwände geworfen. Hätte sie das Spukei genommen und ins Feuer geworfen oder vergraben, so wäre das Unheil vermieden worden. Natürlich gab es auch Leute, welche darauf hinaus wollten, Leute mit bösem Blick hätten es dem Vieh angetan. – Wenn ein Huhn ins Haus kommt mit einem Strohhalm quer über den Rücken oder der Strohhalm fällt dem Huhn vom Hausboden quer über den Rücken und das Tier trägt denselben fort, so gibts bald eine Leiche im Hause (Ammerld.), nach andern eine Leichenansage (Langförden) eines Verwandten. Ist noch eine Ähre am Halm, wird die Leiche eine Frau, fehlt die Ähre, ein Mann sein (Visbek). Anderswo[24] deutet die Ähre den Tod eines nahen Verwandten an. Trägt das Huhn vormittags den Strohhalm mit Ähre über den Rücken, so wird der Todesfall bald eintreten. Im Ammerlande deutet die Ähre am Strohhalm auf den Tod eines jungen Menschen hin. Im Münsterlande gilt durchweg der Satz: Ein Huhn mit einem Strohhalm auf dem Rücken meldet den »Doensegger« (Leichenbitter) an. – Wenn die Hühner des Nachts auf dem Wiemen sitzen zu »kirren«, so bedeutet das einen Todesfall. Wenn eine Henne am Tage kräht, gibts einen Todesfall, kräht sie abends, wird der Todesfall bald eintreten (Butjadg.). Wenn die Hühner sich plustern, gibt es Regen; wenn sie abends früh ihr Nachtlager aufsuchen, ist gutes Wetter für den folgenden Tag zu erwarten. Wenn die Hühner beim Regen unter ein Schutzdach laufen, hört der Regen bald wieder auf, bleiben die Hühner beim Regen draußen, wird der Regen durch den Tag anhalten. Schreien die Hühner, kommt Wind und Sturm, baden sie sich beim Sonnenschein im Sande, kommt Regen. – Schwarzes Huhn soll man nicht schlachten, damit steht der Teufel im Bund. – Schwarze Hühner entstehen aus einer Paarung von Krähen und Hühnern (Münsterld.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. XXIV24-XXV25.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg
Aberglaube Und Sagen Aus Dem Herzogtum Oldenburg (Paperback)(German) - Common
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg: Erster Band