d.

[255] Ein früherer Besitzer des Gutes Campe bei Berne konnte im Grabe keine Ruhe finden, sondern spukte in dem Hause und in den Ställen. Er lärmte allnächtlich auf den Böden, in Stuben und Kammern, zerbrach, zerschmiß und brachte alles in Unordnung und ließ den schlafenden Bewohnern keine Ruhe. Da wurde einst in der Nacht einer der Knechte von einem Pater geweckt und befehligt, einen Wagen anzuspannen und nach seinen Weisungen zu fahren. Der Knecht gehorchte und fuhr nach den Weisungen des Paters immer weiter bis an eine ausgedehnte Heide. Die Pferde keuchten[255] und stöhnten vor Anstrengung, und wie der Knecht sich einmal umsah, erblickte er hinter sich auf dem Wagen neben dem Mönche seinen verstorbenen Herrn. Immer weiter fuhren sie, und als sie endlich in die Mitte der Hurreler Heide gekommen waren, gebot der Mönch Halt, stieß das Gespenst vom Wagen und befahl ihm, dort zu bleiben. Aber das Gespenst kletterte immer wieder an dem Wagen hinauf, bis endlich der Pater es in seinen Mantel wickelte und so in die Heide hinaustrug. Nun fragte der Geist, was er dort tun solle? worauf der Mönch ihm aufgab, die Heide zu zählen. Und wenn er damit fertig sei? Immer wieder von vorn anfangen. Die Pferde zogen nun den Wagen leicht nach Hause, aber der gebannte Geist läuft nun allnächtlich in Gestalt eines feurigen Stiers durch die Heide und zählt die einzelnen Halme. (Hude).

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCLV255-CCLVI256.
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