c.

[468] Ein Bauer und sein Knecht gingen morgens früh aus, um die Pferde aus der Weide zu holen. Da sahen sie denn, wie eine Walriderske ihre Tähmse samt Ruder unter einem am Wege stehenden Rockenhocken verbarg. Als die Walriderske weiter gegangen war, nahmen sie Kahn und Ruder fort und warteten, bis jene wiederkam. Als die Walriderske Kahn und Ruder nicht vorfand, ward sie sehr betrübt, denn der Morgen fing an zu grauen, und rief immer fort: »Maritsche, Maritsche!« Da dauerte den Bauern und seinen Knecht die schöne Frau, und sie gingen zu ihr hin. Sie aber bat flehentlich, man möge ihr doch ihre Sachen wiedergeben, – sie müsse eilends nach England zurück, und versprach, zum Lohne für jeden in der nächsten Nacht ein Hemd unter den Hocken zu legen. Die beiden ließen sich bewegen, und in der folgenden Nacht waren die Hemden richtig da. Der Bauer freute sich der schönen Leinewand und wollte das Hemd sogleich anziehen, aber der Knecht hielt ihn zurück und sagte, er wolle doch lieber erst den großen Hofhund hindurch kriechen lassen, ehe er das Hemd anziehe. Das tat er denn auch und siehe da, der Hund fiel tot nieder. Da ließ der Bauer ebenfalls einen Hund durch sein Hemd kriechen, und auch dieser fiel tot nieder. Dann zogen der Bauer und sein Knecht die Hemden an, und die Hemden sollen nie verschlissen sein. (In der Kaserne zu Oldenburg erzählt. Vgl. 213a.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXVIII468.
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