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[469] In der Bauerschaft Siedenbögen bei Visbek hatte ein Bauer Kühe über Nacht auf seiner Weide. Da dieselben schon mehrmals aus der Weide gelaufen waren, blieben einst zwei Knechte nachts bei denselben, und legten sich an der Stelle, wo die Kühe auszutreten pflegten, nieder zu schlafen. Als sie eine zeitlang gelegen, hörten sie, wie die Kühe anfingen zu[469] laufen, als wenn sie toll wären; auch hörten sie ein Sausen in der Luft und meinten zu vernehmen, daß in ihrer Nähe etwas niederfiel. Wie sie recht zu sich gekommen waren, gingen sie hin, um zuzusehen, ob etwas da sei, und als sie an die Stelle kamen, wo sie ihrer Meinung nach das Fallen gehört hatten, fanden sie zwei Siebe. Sie nahmen dieselben, und da sie weiter nichts sahen, auch die Kühe sich wieder beruhigten, gingen sie an ihren vorigen Platz zurück. Sie konnten gar nicht begreifen, woher die Siebe gekommen sein möchten. Als sie nun eine zeitlang dieselben besahen, kamen auf einmal zwei schön gekleidete Damen auf sie zu und sagten, sie hätten ihnen die Schiffe weggenommen und sollten dieselben wieder hergeben. Die Knechte aber sagten, sie hätten gar keine Schiffe gesehen, sondern nur zwei Siebe, das seien aber doch keine Schiffe. Darauf sagten die Damen, die sollten sie einmal sehen lassen, und sowie sie die Siebe in den Händen hatten, sprangen sie hinein und fuhren durch die Luft davon.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXIX469-CDLXX470.
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