a.

[489] Mürrwarden im Ksp. Langwarden liegt auf einem hohen Warfe; in diesem hausen Unterirdische, welche den Bauern die Milch und Butter wegstehlen. – Bei der Schmalenflether Trift, Ksp. Golzwarden, wo sich das Schaart befindet, ist ein Platz, wo früher ein Haus gestanden hat. Dort steigen des Nachts die Unterirdischen aus der Erde und halten um Mitternacht ihren Tanz. Das Haus soll deshalb weggebrochen sein. – In den Sandhügeln bei Stenum und Rethorn, Ksp. Sanderkesee, lebten vor Zeiten kleine Zwerge, Unnerärdske genannt. Manchmal wurden sie abends in der Dämmerung und nachts im Mondenschein gesehen, wie sie sich auf den Hügeln mit Tanz und possierlichen Sprüngen belustigten. Mitunter[489] kamen sie des Nachts in die Wohnungen der Leute und nahmen hier Butter und andere Eßwaren mit, wofür sie aber auch zuweilen kleine wertvolle Dinge zurückließen. In Stenum kamen sie häufig nachts in eine Brauerei, um heimlich Bier zu trinken, welches sie mit einem kleinen hölzernen Gefäße aus dem Spundloche des Fasses herausholten. Man merkte dies, als sie einst ein solches Gefäß in die Tonne hatten hineinfallen lassen. – Wenn man von Klein-Roscharden, Ksp. Lastrup, über Windhaus Stelle nach Ermke, Ksp. Molbergen, geht, kommt man an einer Stelle vorbei, wo sich ganz kleine Erdmännchen aufhalten. Man sieht sie da, aber freilich nur ganz selten, vor ihren Erdwohnungen, deren Zugänge wie Mauselöcher sind, bei schönem Sonnenschein spielen. Werden sie durch einen Zuschauer gestört, so eilen sie rasch zu ihren Wohnungen und lassen aus Rache Unglück über den Störer kommen. Doch werden sie versöhnt, wenn man auf den Platz, von wo man sie vertrieben, ein Weißbrot und eine Kanne Bier stellt. –

Vgl. 523c.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLXXXIX489-CDXC490.
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