m.

[497] Zu den Zeiten, als noch die Unterirdischen im Lande hausten, hatte eine große Familie derselben unter dem Pferdestalle eines Bauernhauses zu Moorhausen, Ksp. Hude, ihre Wohnung genommen und machte sich durch allerlei kleine Mausereien bemerklich. Eines Tages kam die Bauernfrau in die Wochen, aber am anderen Morgen war ihr neugeborenes Kind aus der Wiege verschwunden, und statt seiner lag ein alter Kerl mit zahnlosem Munde, just so groß wie das Kind, darin. Die Leute im Hause erkannten gleich, daß das ein Werk der Unterirdischen war. Aber nun galt es, den Alten zum Sprechen zu bringen, denn sonst bekamen sie das Kind doch nicht wieder. Lange waren alle Versuche vergeblich. Endlich rückte die junge Hausfrau die Wiege mit dem Alten an den Feuerherd, stellte rund um das Feuer leere Eierschalen und füllte sie eine nach der anderen mit Wasser. Aufmerksam sah der Alte dem zu und rief endlich:


»Bün ick doch so old, so old

as de Bloher Wold,

aber dat hebb ick sin Dage noch nich sehn!«


und damit war die Sache gewonnen. Gleich in der folgenden Nacht holten die Unterirdischen den Alten weg und brachten das Kind mit vielen reichen Geschenken zurück. Fortan waren die Unterirdischen verschwunden, aber auf dem Bauernhause ruhte ein besonderes Glück.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXCVII497.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg
Aberglaube Und Sagen Aus Dem Herzogtum Oldenburg (Paperback)(German) - Common
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg: Erster Band