f.

[505] Zu Hohesüne, Ksp. Huntlosen, wohnten einst zwei Brüder von ungeheurer Größe und Stärke. Einen Baum, den kaum vier Pferde gezogen hätten, trugen sie von Döhlerwehe nach Hohensüne. Einer der Brüder siedelte später nach dem Ksp. Dötlingen über, wo er ein Haus auf der Helmshöhe in der Nähe von Ostrittrum bewohnte. Da bei diesem Hause kein Backofen war, so pflegte er sein Brot in dem Ofen seines Bruders gar zu machen. Auch backten sie immer zugleich, um Feuerung und Mühe zu ersparen. Einst wollten sie auch backen und hatten eine frühe Morgenstunde verabredet. Als der Helmshöher am Morgen erwachte, hörte er ein Geräusch von Hohesüne her und glaubte, sein Bruder habe den Ofen schon heiß und reinige ihn bereits vom Feuer. Rasch ergriff er eine Axt, warf sie seinem Bruder hin und[505] rief ihm zu, er möge noch etwas Holz spalten und in den Ofen werfen, er, der Helmshöher, sei noch nicht fertig. Bald darauf packte er seinen Teig auf den Rücken und war sehr bald in Hohesüne. Aber hier fand er, daß der Ofen noch nicht heiß war, und der Bruder sein Brot noch nicht fertig hatte. Er drückte seine Verwunderung hierüber aus und bemerkte, er meine doch schon vorher das Reinigen des Ofens, ein Kratzen und Scharren gehört zu haben. Da lachte der Hohesüner und sagte: »Als ich erwachte, juckte es mich auf den Rippen, und ich kratzte mich etwas stark, das magst du gehört haben!« Und wirklich war dies das Geräusch gewesen, welches der auf Helmshöhe gehört hatte. – Hohesüne ist in grader Linie etwa 1 Stunde von der Helmshöhe entfernt. – Ähnliche Geschichte wird von zwei Riesen berichtet, wovon der eine in Calveslage, der andere in Falkenrott wohnte. Beide hatten einen Ofen; war der eine mit dem Backen fertig, so kam der andere heran. Einst hatte der Calveslager den Teig im Troge getreten und schabte mit einem Messer den an den Beinen sitzen gebliebenen Teig ab. Dies hörte der Falkenrotter Riese und glaubte, sein Kollege zöge die garen Bröte aus dem Ofen. Rasch machte er sich auf, um für sich den warmen Ofen zu benutzen, mußte aber die Entdeckung machen, daß er zu früh gekommen. Er drehte sich um, tat 2 bis 3 Schritte und war wieder bei seinem Heim angelangt. – Auch in der Gegend von Westerburg wohnten zwei Riesen, die einen gemeinsamen Backofen hatten. Als einst der eine Riese auf dem Wege zum Backofen sich mitten in der Westerburger Marsch befand, schüttete er den Sand aus seinen Holzschuhen aus. So ist der sandige Ahrensberg an der Hunte hinter Höfen entstanden.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. DV505-DVI506.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg
Aberglaube Und Sagen Aus Dem Herzogtum Oldenburg (Paperback)(German) - Common
Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg: Erster Band