n.

[513] Der Kolon Dusse im Kirchspiel Neuenkirchen galt als ein Mann von großer Körperkraft. In der französischen Zeit wurde ihm ein Franzose ins Haus gelegt, mit dem er sich eines Tages entzweite. Dieser rief eine Anzahl Kameraden herbei, die mit Dusse Händel anfangen und ihn schließlich verprügeln sollten. Die Soldaten ließen sich beim Feuer nieder und verübten allerlei Schabernack, um den Bauer zu ärgern. Dusse war auf der Diele mit Kornreinigen beschäftigt und tat, als wenn er nichts hörte. Als er mit seiner Arbeit fertig war, füllte er das gereinigte Korn in Säcke und schickte sich an, diese auf den Boden zu tragen. Zu dem Ende mußte er eine Treppe benutzen, die hinter dem Feuer auf den Kornboden führte. Jedesmal nun, wenn er mit einem Sack herankam, wurde der Zugang zur Treppe von einem Franzosen, der sich mit seinem Stuhle davor setzte, versperrt. Dusse schob ein paar Male den lästigen Gast zur Seite und schritt ruhig die Treppe hinauf. Als dann der Soldat lästiger wurde, erfaßte den Gefoppten der Grimm. Mit einem Sack auf dem Rücken, der sechs Scheffel Roggen enthielt, kam er wieder von der Diele[513] zur Treppe, faßte trotz der Last, die er trug, den Stuhl, worauf der Franzmann saß und warf ihn mit dem darauf Sitzenden über das Feuer hinweg mitten auf die Diele. Dann ließ er den Sack mit Korn zu Boden fallen, um auch den übrigen einen Denkzettel zu verabreichen. Dazu kam es aber nicht mehr, alle hatten schleunigst das Weite gesucht.

Vergleiche auch 374a.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. DXIII513-DXIV514.
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