260.

[517] Wenn das Korn lang ist, warnt man die Kinder, daß sie nicht ins Korn laufen, dasselbe zertreten oder sich darin verlieren, dadurch, daß man sagt: »Die Roggenmutter (Roggenmoor) sitzt darin!« (Neuenkirchen.) Vgl. 362, 380, 386. –- In Dinklage scheucht man die Kinder ähnlich auch mit einer Erbsenmutter, Arfkenmör. – Auf der Osternburg sagt man, die Arfkenmöme hole die Erbsen weg; man kann sie nicht sehen, aber man hört sie in den Erbsenranken rascheln. – Über die Vehmöme vgl. 257 f, g.

»Frau Holle macht ihr Bett«, sagt man, wenn es schneit; es ist indessen dieser Satz wohl erst durch die Grimmschen Märchen verbreitet.

Der Drache ist bald eine Gestalt, die in der Mitte steht zwischen Eidechse und Schlange, von ungeheurer Größe, oft mit mehreren Gift und Flammen speienden Köpfen, ein Jungfrauenräuber (630a), bald eine feurige Lufterscheinung, unter welcher sich der Teufel verbirgt: 198. Auch das schreiend Ding (186r) und die Pest (428) erscheint als feuriger Drache, und ein solcher, wohl der Teufel selbst, zeigt sich in der Nähe des Weltjägers: 247d. Drachen oder Basilisken entstehen aus Hahn-Eiern: 385. Der Drache findet sich noch als Möbelverzierung auf alten Kisten und Anrichten. Das Volk nennt die Drachenornamente Trudemännekes. In den Nibelungen tritt der Drache als Schatzhüter auf.

»De Sandmann kummt,« sagt man in den Städten zu den Kindern, welche sich nicht zu Bette bringen lassen wollen: er streut den Kindern Sand in die Augen.

Der Bumann ist eine Kinderscheuche gewöhnlicher Art und ohne hervortretende Eigenschaften, nur daß man ihn sich schwarz und im Dunkeln hausend vorstellt.[517]

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909.
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