n.

[292] Ein Mann hatte die Gewohnheit, daß er am Sonntag des Vormittags während der Kirchzeit auf die Jagd ging. Ihm wurde dies oft abgeraten, aber er achtete des nicht und[292] versäumte nach wie vor den Gottesdienst. Als er nun auch an einem Sonntagmorgen wieder auf die Jagd ging und draußen ganz allein war, sprang ein Hase vor ihm auf. Er legte an und schoß, aber sowie er geschossen, sprang der Hase wieder auf, lief auf ihn zu und setzte sich etwa zwei Schritte vor ihm. Da der Mann eine Doppelflinte hatte, wollte er gleich wieder schießen, aber da hatte der Hase ein sehr schreckliches Gesicht und wurde so groß wie zehn andere Hasen, und des Jägers Hund lief davon. Da dachte der Jäger nicht mehr an das Schießen, sondern ging gleich nach Hause und ist nachher nie wieder an einem Sonntage auf die Jagd gegangen. (Visbek.) Nach einer anderen Version verfolgt der Jäger den Hasen bis Engelmanns Bäke. Auf einmal hört man die Visbeker Glocke zur halben Messe kleppen, der Hase dreht sich um, fängt an zu lachen und verschwindet unter dem bekannten Opferstein. (Für das Volk ist der Hase der Teufel gewesen, dann hätte aber dieser nicht für sondern gegen seine Interessen gearbeitet. Freilich gibt es Erzählungen, in denen der Teufel als Erzieher im guten Sinne auftritt.)

Vgl. 189, 204dd.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCXCII292-CCXCIII293.
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