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[151] In demselben Monat Juli, als Hillern Töllner zu Maihausen die Russen nach Jever geleitete, machte auch der Feldhüter Ahrend zu Oldorf sich mit seinem elfjährigen Sohne auf den Weg, um Torf zu holen. Als sie abends 11 Uhr beim Oldorfer Baum waren, sah Ahrend, obgleich heller Mondschein war, glühende Kugeln von der Westseite nach Jever hineinfliegen. Ahrend beobachtete dies längere Zeit, schwieg aber, um seinen Sohn nicht furchtsam zu machen. Endlich aber wards ihm aber doch zu bunt, und er fragte: »Siehst du wohl?« Der Junge erwiderte: »Vater, siehst du das jetzt erst? Ich habe die schönen Kugeln schon lange gesehen.« Je näher Ahrend mit seinem Sohne Jever kam, desto mehr Kugeln sahen sie. Als sie endlich in Jever anlangten, brannte die ganze Stadt. Sie fuhren durch die brennenden Straßen und kamen nach Sibetshaus, wo sie einkehrten und sich eine Tasse Tee geben ließen. Kaum saßen sie, so kam noch ein anderer Torffahrer, ließ sich eine Tasse Tee geben und erzählte auch, wie Jever brenne. Die brennende Scheldegerstenmühle, sagte er, sei zusammengestürzt und die Flügel dicht hinter seinem Wagen niedergefallen. Als sie noch darüber sprachen, trat ein Knecht aus Kniephausen in die Stube. Er war kreideweiß und über und über mit Schweiß bedeckt und erzählte dasselbe, was die beiden anderen auch gesehen hatten. – Ahrend hat diese ganze Sache dem Amtmann Minsen zu Hooksiel erzählt und sich auch erboten, seine Aussage mit einem Eide zu bekräftigen.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CLI151.
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