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[186] Der Nachfolger Tholes, Pastor Oldenburg, erzählte folgendes: Eine Frau redet ihn auf der Straße an: »Herr Pastor, wen haben Sie gestern Abend noch so spät versehen?« »Ich zum Kranken?« frägt der Pastor, »ich bin den ganzen Abend zu Hause gewesen.« »Das ist doch merkwürdig,« entgegnet die Frau, »ich habe klar und deutlich gesehen, wie Sie in dem tiefen Schnee fest fuhren, austiegen und darauf mit dem Sakrament zu Fuß um die Ecke unseres Hauses gingen. Wenn Sie wirklich nicht da gewesen sind, dann war es eine Vorgeschichte.« »Wollen sehen,« spricht der Pastor und geht weiter. Einen Monat nachher, als wieder hoher Schnee liegt, wird er spät am Abend zu einem Kranken gerufen. Er beeilt sich, steigt in den bereitstehenden Wagen und fort gehts. Die Wege sind schlecht, die Pferde haben ihre liebe Last, den Wagen fortzubringen. Plötzlich bleibt der Wagen stehen, die Tiere können nicht weiter. Der Pastor steigt aus und geht zu Fuß um die Ecke eines nahegelegenen Hauses. Als er das Haus im Rücken hat fällt ihn plötzlich ein, was ihm vor Wochen die Frau erzählt hat. Richtig es ist das Haus jener Frau, dessen Ecke er gestreift hat.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CLXXXVI186.
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