h.

[428] Einst hatten die Hauwieker einen Sperling gefangen, und da er recht fett schien, beschlossen sie, ihn in einer Bauerversammlung zu verzehren. Damit aber jeder seinen Teil bekomme, sollte er in einem großen Kessel gekocht werden, darin sollte dann jeder Bauerschaftsgenosse reiheum ein Stück Brot tunken und so seinen Anteil am Fette bekommen. Der Kessel wurde auf das Feuer gesetzt, mit Wasser gefüllt und der Sperling hineingetan. Als das Wasser seine Zeit gekocht hatte, setzten sich die Hauwieker um den brodelnden Kessel, tunkten ihr Brot ein und aßen, freuten sich der wohlfeilen und schmackhaften Speise und wunderten sich, daß ein so kleines Tier doch so viel Fett haben könne. Wie sie so in vollster Tätigkeit[428] schafften, hörten sie über sich vom Feuerrahmen her etwas ziepen, und als sie recht zusahen, saß dort der Sperling, der sich gleich anfangs aus dem Bade gerettet hatte, und plusterte sich.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 428-429.
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