629. Däumling.

[476] Einst war Däumlings Eltern Speck gestohlen, und sie konnten gar nicht herausbringen, wer es getan hatte. Da verkroch sich Däumling in ein Loch, das die Mäuse in einen der größten Schinken gefressen hatten, und der Vater hing den Schinken vorn an, daß er so recht zum Griffe war. Als nun in der nächsten Nacht der Dieb wieder kam, holte er auch richtig den Schinken herunter, in welchem Däumling verborgen saß und ging damit fort. Aber der Schinken war so schwer, daß der Dieb ihn nur mit Mühe tragen konnte und anfing zu stöhnen und zu ächzen. Da guckte Däumling aus seinem Loche heraus und besah sich den Dieb, dann rief er: »Dregg, dat du stönst, dregg, dat du stönst!« und der Dieb warf im Schrecken den Schinken fort und lief davon. (Jade.)

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 476.
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