265.

[9] Kirche und Kirchhof sind im allgemeinen den bösen Mächten verhaßt und werden von ihnen gemieden: 204e, 220c, 230. Es bezeichnet daher die Herrschaft des Christentums über den Teufel, wenn dieser gezwungen wird, bei dem Bau von Kirchen mitzuhelfen oder wenn der Teufel den Bau neuer Kirchen nicht zu hindern vermag: 192b. Es kommt aber auch vor, daß die Kirche vom Teufel: 192e, f, von Hexen: 230 und bösem Spuk: 185g, aufgesucht wird. Auch kann man die Hexerei erlernen durch dreimaliges Wandeln um die Kirche: 208a. Hecke- und Wechseltaler erhält man aus der Kirche, nachdem man dieselbe wiederholt umwandelt hat: 138. In der Kirche kann man Hexen erkennen: 223. In der Neujahrsnacht kann man in der Kirche erfahren, wer im nächsten Jahre sterben wird: 123 und 123a. Der Kirchenmauer erzählt man Dinge, die man keinem Menschen offenbaren darf: 258l, 536b. Am Altare während der Messe kann der Priester das Schicksal der Verstorbenen erfahren: 177. – Das Bringen der Sterbesakramente zu Kranken (vom Volke versehen, berichten, Karkenrecht bringen oder kriegen genannt) wird oft im Vorspuk gesehen. – Die Orgel vom Teufel gespielt: 192 f. Nach genossenem Abendmahl muß man das Vieh füttern: 144. Beim Abendmahl getragene Kleidung ist zauberkräftig: 108, 232. In der Wichelnstraße in Großenkneten kamen zeitweilig die Hexen zusammen, um zu tanzen. Eine Frau war neugierig und äußerte den Wunsch, die Hexen bei ihren Zusammenkünften zu beobachten. Man warnte sie, ein solches Unternehmen sei gefährlich, die Frau konnte aber ihrem Verlangen nicht widerstehen, stellte sich hinter eine Hecke und sah dem Tanzen durch die Zweige des Zaunes zu. Sofort rief eine Hexe einer andern zu: »Mutter, es sind zwei Augen zu viel da.« Die Angesprochene sah nach der Stelle hin, wo die Zuschauerin stand und sprach darauf zu ihrer Tochter: »Da ist nichts zu machen, die Person hat ein Hemd an, das sie beim Abendmahl getragen.« Gleich darauf war die ganze Gesellschaft verschwunden. Lichter sind vorbedeutend: 18, 26. Weihwasser: 230. Geweihte Kerzen[9] gegen Hexen gebraucht: 235b, gegen Walridersken: 252, bei Erforschung der Zukunft: 125. Glocken. Schlag der Stundenglocke ist vorbedeutend: 21, unter Umständen gefährlich: 45. Schlag der Betglocke vorbedeutend: 30. Vgl. 272. Läuten warnt vor Entheiligung des Sonntags: 192d, 186n, hilft zur Heilung 99. Piwittläuten in Neuenkirchen: 537b. Abendläuten in Jever und Wittmund: 588c, in Heppens 595b. Walridersken entfliehen beim Läuten der Glocken in England: 551h, i. Nicht getaufte Glocken vom Teufel entführt: Ganderkesee und Hatten: 192c, 519a; Wildeshausen: 152 f; Visbek: 529c; Damme: 536a; Barnstorf, Bakum: 192c. Versunkene Glocke in Bant läutet: 594c. Erlaubter Glockendiebstahl: 564a, 578b, 597a. Glocken versenkt, um sie vor Raub zu bewahren, in Scharrel: 552h, in Ramsloh: 553a. Bestrafter Glockenraub: 506b, 576a. Glocken verkauft, um Gefangene zu erlösen: 552d. Der Teufel sucht einen Glockenguß zu hindern: 204z. Goldenes und silbernes Geschmeide wird zum Glockenguß geschenkt in Bakum. Glockenschmiere ein Heilmittel: 82. – Kirchhof, »Kösters Kamp« genannt, wohl deshalb, weil dem Küster die Grasnutzung auf dem Kirchhof zusteht. Wenn der Küster den Kirchhof mäht, kommt Regen: 32. Dreimal betend mit der Sonne um den Kirchhof gehen, erlöset vom Teufel: 208b. – Wenn der Küster läutet, singen die Kinder (Münsterland):


Bummela, bummela, Beier,

De Köster mag kine Eier,

Wat mag he denn?

Speck in de Pannen, Beer in de Kannen (375 f).


Die Portale an den alten Kirchen des Münsterlandes führten die Namen Wiwerbur, Flerbur, Likenbur: Wiwerbur, weil die Frauen dort ihre Hauben in Ordnung brachten und die Wöchnerinnen von dort bei ihrer Aussegnung in die Kirche geführt wurden, Flerbur, weil die Weiber dort beim Toilettenmachen tuschelten (flarten), Likenbur, weil die Bahren dort aufbewahrt wurden.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 9-10.
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