282a.

[22] Auf einem Bauernhof zu Erlte, Ksp. Visbek, wurde darauf gehalten, daß nach Sonnenuntergang nichts gemäht werden durfte. Als sie nun einst beim Roggenmähen waren, und ihnen die Sonne zu früh unterging, befahl der Bauer, mit dem Mähen einzuhalten. Der Knecht aber sagte, er wolle erst hindurch, weil er nur eine kleine Strecke mehr habe, und wenn auch der Teufel vor dem Stücke stehe. Wie nun die Sonne unter war, rief eine Stimme: »Ich will auch wohl mähen.« Erst achtete der Knecht des nicht; als die Stimme aber näher kam und alle andern sich davon machten, überfiel zuletzt auch den Knecht eine Angst, so daß er die Sense von sich warf und sagte: »Dann mähe nur zu!« und er lief, was er nur laufen konnte, nach Hause. Als sie am andern Morgen wieder kamen, war die Sense in lauter Stücke zerbrochen, und[22] aller Roggen, welcher noch auf dem Halme stand, war durch und durch zerschlagen, als wenn er verhagelt wäre.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 22-23.
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