f. Aus Cloppenburg.

[65] Faslawend, Faslawend kumt int Land,

Klinkt öwer alle Büske.

Hier'n Staul, dor'n Staul,

Up jeden Staul en Küssen.

Mauder is min Dauk uk liek?

Van Oawend kumt min Freier.

Kummt hei nich, so goah ick nich,

So goah ick nich tau'n Beier.[65]


In Wildeshausen besteht noch die althergebrachte Sitte, daß die zwischen den beiden Brücken ansässigen Bürger alljährlich um Fastnacht ihren Vorsteher oder Bürgermeister wählen. Zu dem Ende versammeln sie sich an einem bestimmten Tage abends nach dem Schlage der Betglocke, wählen ihren Vertrauensmann und begeben sich am folgenden Morgen in Gehrock und Zylinder auf das Rathaus, um dem Gesamtbürgermeister den neuen Vorsteher vorzustellen. Nach Erledigung der Formalien wird der übrige Teil des Tages bei Bier und Kartenspiel verbracht. Die Kosten dieser Feier werden aus dem Vermieten einiger Liegenschaften und dem Bezug von Renten aus ausstehenden Kapitalien bestritten. Der jedesmalige Vorsteher hat weiter keine Pflichten, als daß er dafür sorgt, daß die alten Rechte und Gepflogenheiten gehandhabt werden und nichts davon in Vergessenheit gerät.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 65-66.
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