Scena X

[113] Pohlen, Sachsen, Bayern, Lotthringen, Baaden mit allen ihren Völckern, der ... theils gefangene Türcken an Ketten, andere Türcken-Köpff auf Stangen, und etliche die Beute an Kleyder und andern Sachen mit sich bringen. NB.: wie auch die große Standarte des Mahomets.


POHLEN. Anjetzo frolocket billig die gantze Christenheit, und der Adler schwinget seine Flügel, biß auf den höchsten Gipffel der Ehren, indem derjenige mit Spott und Schaden den Rückweg suchet, welcher ihn anzutasten sich vorgenommen, denen Anwesenden Durchlaucht. Churfürsten und Fürsten aber wünsche ich Glück zu erhaltenem Siege, es erfreuet mich Ew. Liebden dergestalt unverletzet zu sehen.

SACHSEN. Großmächtigster König und Herr, die Christliche Armeé preiset sich glückseelig einen so herrlichen Sieg befochten zu haben, deßen die Waffen Sr. Königl. Mayestät in Pohlen eine Ursach sind.

POHLEN. Durchlauchtigste Churfürsten und Fürsten, geliebte Freunde, Mit nichten meine Waffen, sondern die Macht des Höchsten und[113] durch dieselbe Sr. Kayserl. Mayestät Völcker haben gesieget, und hat diese Teutsche Macht unter tapfferer Anführung Sr. Durchlaucht des Hertzogs von Lotthringen so viel gewircket, daß Wir das Feld erhalten haben; Aber wann ich nicht irre, sehe ich an diesem Helden Blut, ich will nicht hoffen, daß es mit ihm einige Gefahr habe.

LOTTHRINGEN. Allergnädigster König und Herr, wie hoch achte ich doch diese Wunde, indem ich dieselbe in dem Dienst des glorwürdigsten Ertz Hauses von Oesterreich empfangen habe, vor deßen Wohlfahrt auch alles Blut in meinen Adern zu vergießen, ich mich erfreuen würde; Sie ist aber nicht gefährlich, indem nur die Lantzen eines Janitscharen mich ein wenig verlezet hat.

POHLEN. Und ist sonst von der hohen Gcneralitaet noch jemand geblieben, oder blehsiret worden?

BAYERN. Se. Durchlaucht der Hertzog von Croy hat in diesem Treffen den Geist aufgegeben, wie auch deßen Bruder der Printz Moritz.

POHLEN. Ich bedauere diese wackere Helden, und haben Sie mit ihrem Blute ihren unverwelcklichen Ehren Ruhm der Nachwelt in die Gedächtnuß geschrieben.

BAADEN. Wer dem Marti folget und in deßen Garten Blumen brechen will, kan billig keiner andern theilhafftig werden, diese Printzen haben die Liebe zur Tapfferkeit ihren Leben vorgezogen, deßwegen Sie auch in dem Rosen-Bette eines ritterlichen Todes ruhen.


Würtenberg, Cappliers, Stahrenberg und Daun kommen aus der Stadt dazu, bringen die Schlüßel der Stadt auf einem Polster mit sich.


WÜRTENBERG. Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, und durchlauchtigste Chur- und Fürsten, das frolockende Echo wünschet mit mir denen Christlichen hohen Alliirten Glück zu der erhaltenen Victorie, und gleichwie die Stadt Wienn in Ew. Königl. Mayestät und dero Durchlauchtigste Bundes Genoßen seine Erretter verehret, also wünschet Sie nichts mehrers, als Deroselben würdige Ehren Pforten zu erbauen, ja ihre Burger sehnen sich die Fußstapffen solcher hohen Häupter mit denen Blumen ihrer Danckbarkeit zu bestreuen.


Stahrenberg, Cappliers und Daun knien vor dem Könige nieder.


STAHRENBERG. Allergnädigster König und Herr, Hie praesentiret das errettete Wienn Ew. Mayestät die Schlüßel ihrer Thore, und bittet darüber zu disponiren.

CAPPLIERS. Großer und Mächtiger Monarch, diese unsere Vater Stadt würde ihrer so großen Freude einen Abgang verspüren, wann Ew. Mayestät durch dero Gnadenreiche Einkehr dieselbe nicht vollkommen machten.

DAUN. Sie verlanget inniglich in Ew. Königl. Mayestät denjenigen Helden zu verehren, deßen Tapfferkeit selbst das Krieges Glück in Feßel legt.

POHLEN. Stehet auf ihr Freunde, dann Eure Gestalt giebet uns zu erkennen, daß ihr auch in der Zahl dererjenigen, welche biß daher ihre Kräffte zu Erhaltung der Stadt angewendet haben, behaltet dieses Geschenck, und gebet es einem mächtigern. Richtet sie wieder auf.

LOTTHRINGEN. Dieses ist derjenige, welcher auf Allergnädigstem Befehl Sr. Röm. Kayserl. Mayestät das Commando in der Stadt biß daher rühmlich verwaltet hat.

POHLEN zum Stahrenberg. Mein Herr Graff. Wir erfreuen uns euch zu sehen, indem Wir von euerer Tapfferkeit viel ruhm- und Lobwürdiges sagen hören, und Sind euch mit allen Gnaden zugethan.

STAHRENBERG. Aus Pflicht gegen Ihro Röm. Kayserl. Mayestät und aus Liebe zu dem Vaterlande bin ich biß daher ein unwürdiger Vorsteher der Stadt gewesen und werde auch Ew. Königl. Mayestät ein unterthäniger Knecht seyn.

POHLEN. Anjetzo tragen Wir Verlangen Sr. Röm. Kayserl. Mayestät das Haupt zu entblößen, und diese Stadt welche eine Fürstin Europacischer Vestung und eine Säug-Amel der wahren Christlichen Lehre, inwendig zu sehen.

– So will o Kayser dir das Urim Thumim bleiben

weil dieses deinen Thron, biß an die Wolcken hebt,

und jenes will dein Lob, in aller Hertzen schreiben,

Weil jetzo Leopold, ein wahrer Leo lebt.

SACHSEN.

Es muß o großer Held, dein Lob und Preiß erthönen[114]

Süd, Osten, Nord und West, bereitet deinen Ruhm,

Die Pallas selber will, dein Haupt mit Lorbeer crönen,

Sie streuet Palmen aus in deinem Kayserthum.

BAYERN.

Der Adler hat bißher so ritterlich gekämpffet,

Er streitet, überwindt, und jaget seinen Feind,

Nachdem der halbe Mond, verfinstert und gedämpffet,

Der Sonnen Auffgang ihm hinwiederum erscheint.

LOTTHRINGEN.

So sitz o Höchstes Haupt, auf deinem Triumph-Wagen,

Die gantze Christenheit, rufft dir das vivat zu,

Das Heylig-Römisch-Reich thut deinen Lobspruch sagen,

Daß du o Kayser es, gesetzet hast in Ruh.

BAADEN.

Unsterblich ist dein Nahm, O Kayser aller Orthen,

es muß hinfort dein Arm, Unüberwindlich seyn,

ein jeder bauet jetzt, an deinen Ehren-Pforten,

Da Deine Mayestät, mög Siegreich ziehen ein.

WÜRTENBERG.

Und so besiegest Du, die Feinde nach einander,

Weil du durch deine Macht ein Herr der Erden bist,

Vergleichest billig dich, dem großen Alexander,

da dir der Erden-Kreiß, schier bald zu enge ist.

STAHRENBERG.

Nun lebe edles Wienn, beglückt in deinen Mauren,

Es blühe jetzt in dir, die gute Policey

es muß der Türckenhund zu seinem Spott bedauren,

Daß seine Macht und List, an dir verlohren sey.

CAPPLIERS.

Wo sind nun Groß-Vezier, die Bomben und Carthaunen,

mit welchen du zuvor, gedrohet unserm Landt,

Auff Fama, rüste dich, ergreiffe die Posaunen,

Und mache diesen Sieg der gantzen Welt bekandt.

DAUN.

Der Friede findt sich ein, und löscht die Kriegesflammen,

Die unser Vaterland, verzehren wolten gleich,

Drum ruff ein jeder auf und stimme jetzt zusammen:

Es leb und blühe stets, das Ertz-Hauß Oesterreich,


Alle repetiren.


Es leb und blühe stets das Ertz-Hauß Oesterreich.


Finis
[115]

Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 113-116.
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