Scena IV

[109] Stellet vor einen durchgehenden Wald, Churfürst von Sachsen und seine Soldaten mit Flinten, NB.: die Soldaten bleiben alle auf einer Seiten.


SACHSEN. Also tritt das versamlete Christliche Heer dem Feind unter das Gesicht, und diese Kette leget dem Türckischen Blut-Hund ein Gebiß ins Maul Ihr aber Manhaffte Sachßen die ihr mir eurem Fürsten zu folgen, und zu dem Dienst Sr. Röm. Kayserl. Mayestät eure Schwerdter zu blößen bereit sind, stecket nicht dieselbige ein, ehe und bevor Sie von euerer feinde Blut trieffen, und wißet daß ihr nicht allein die Waffen denen Menschen, sondern selbst dem höchsten Schöpffer zu Ehren wieder die Ungläubigen führet.


Churfürst von Bayern mit seinen Völckern auf der andern Seiten dazu, NB.: seine Völcker rangiren sich gegen die andern über.


BAYERN. Durchläuchtigster Hertzog, indem auch meine Völcker an künfftigem Siege wollen Theil nehmen, habe ich mit denenselben zu Ew. Liebden rucken wollen, und gleich wie die Meinigen ihren Muth und Begierde zur Schlacht spüren laßen, also lese ich in ihren Angesichtern allbereit die Nach richt einer glücklichen Victorie.

SACHSEN. Was kan die Ankunfft Sr. Churfürstl. Durchläucht aus Bayern mir anders als Freude bringen, deßen Tapfferkeit eine Stütze des Römischen Reichs ist; Ich umbarme Ew. Liebden und wünsche daß der Himmel seinen Seegen mit unsern Waffen vereinige.


Umbarmen einander.


BAYERN. Großer Fürst, durchläuchtigster Bundes- Genoße, zufolge dem hohen Rath Sr. Königl. Mayestät in Pohlen ist alles veranstaltet, daß der Angriff in der Stille geschehe, demnach Sr. Mayestät Begleitung derer Magnaten den rechten Flügel, Se. Durchlaucht der Hertzog von Lotthringen nebst andern hohen Kayserl. Generalen das Corpo, den lincken Flügel aber ich und Ew. Liebden commandiren.

SACHSEN. Aber wo befindet sich Se. Mayestät der König.

BAYERN. Dieselbe habe ich jenseit des Kahlenberges verlaßen, alwo Sie Ihre Trouppen gemustert, und in Schlachtordnung gestellet.


König in Pohlen dazu, NB.: Hie wird bei seiner Ankunfft die Trummel gerühret und die Churfürstl. Soldaten praesentiren [auf Befehl] das Gewehr.


POHLEN. Durchläuchtigste Fürsten des Heyl. Röm. Reichs; wann Eure Weltbekannte Tapfferkeit derjenige Herold ist, der dem Türckischen Reich allbereit eine blutige Niederlag verkündiget, und Eure Waffen des halben Mondes Finsternuß sind so achte ich mich glückseelig, in Ew. Liebden Vereinigung den Erb-feind zu bestreiten.

SACHSEN. Großmächtigster König und Herr, wann ein Adler mit Zuziehung des andern seine Kräffte verdoppelt, muß ihnen billig alles zu Gebot stehen, und wie solte vor einem solchen deßen Antlitz von der Sonnen bestrahlet und umbleuchtet wird, der Mond nicht billig erblaßen, und den Schein verliehren.

BAYERN. Und vor diesem gekrönten Haupt, deßen Fahnen in des Martis Tempel prangen, neiget sich der Fürst aus Bayern, und bittet umb eine immerwährende Freundschafft.

POHLEN. Durchläuchtigster Fürst, die Ehre euch zu sehen, achte ich billig hoch, weil der Ruff euerer Tapfferkeit, und der Glantz euerer Tugenden, mir und der gantzen Welt bekannt ist. Umarmet die Churfürsten.

SACHSEN. Der Himmel mache uns würdig, Sr. Röm. Kayserl. Mayestät zu dienen.

BAYERN. Er seegne die Waffen Sr. Königl. Mayestät zum Schröcken ihrer Feinde.

POHLEN. Anjetzo wende ich mich zu euch versamlete Christliche Völcker, indem die Gelegenheit anjetzo blühet, bey welcher ihr eure Nahmen unsterblich machen könnet, das gantze Europa siehet auf uns, wie wir diese so edle Stadt Wienn, welche eine Vormauer Teutschlandes, eine Crone des Heyl. Röm. Reichs, und ein Augapffel der Christenheit ist, beschützen werden, und wie könnet ihr eure Kräfften nützlicher anwenden, als in Ausrottung derer, welche aller Christen geschworne Feinde sind; derowegen auf: Heute ist der Tag welcher denen Christen Ehre und Ruhm denen Türcken aber Spott und Schande bringet.


Hie schultern die Churfürstliche Soldaten das Gewehr und gehen in guter Ordnung alle ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 109.
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