Servius Sulpicius Galba.

21. Er war von richtiger Mannesgröße, hatte einen sehr kahlen Kopf, blaue Augen, gebogene Nase, Hände und Füße von der Gicht dermaßen verdreht, daß er weder lange einen Schuh zu leiden noch Schriftstücke umzublättern oder überhaupt nur zu halten vermochte. Dazu hatte er an der rechten Seite einen Fleischauswuchs, der so stark hervorging, daß er kaum durch eine Binde zusammengehalten werden konnte.

22. Er war, erzählt man, ein starker Esser, der zur Winterszeit sogar schon vor Tagesanbruch zu essen pflegte. Bei Tafel nun gar häufte er eine solche Masse Speisen vor sich auf, daß er die Reste derselben von Hand zu Hand umherreichen und (zuletzt) unter die aufwartende Dienerschaft verteilen ließ. Seine Lust fand er mehr am männlichen als am weiblichen Geschlecht, und zwar ausschließlich an hageren und altgewohnten Unzuchtgenossen. Man sagt ihm nach, er habe in Spanien den Icelus, einen sehr alten Unzuchtgenossen, als derselbe ihm die Nachricht von dem Tode Neros brachte, nicht nur vor aller Welt auf das leidenschaftlichste geküßt, sondern sich auch auf der Stelle seine Gunst erbeten und ihn beiseite geführt.

Quelle:
Sueton: Die zwölf Cäsaren. München; Leipzig 1912, S. 405-406,447.
Lizenz:
Kategorien: