10. Das Gespenst auf dem Tye in Magdeburg.

[134] In dem Jahre 1371 war in der Neustadt Magdeburg, auf dem Tye, in Hans Schartauens Hause ein gar sonderbares Gespenst. Dasselbe war gekommen in der Nacht des Krautweihen-Tages (Mariä Himmelfahrt); es ließ sich hören, aber nicht sehen; es trieb viel Ungestümes, und sagte, es wäre Hans Schartauens Seele, der vor drei Jahren in der Ohre ertrunken war; es begehrte von mehreren Priestern, die es benannte, eine gewisse Anzahl Messen und Vigilien, und erzählte dabei, wie viele Gebete und Almosen zu seiner Erlösung bereits geschehen wären. In[134] unserer lieben Frauen Lichtmessen-Nacht verlor es sich, also daß es gerade zwischen den beiden Marien-Tagen da gewesen war.


Alte Magdeburger Chronik.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Berlin 1839, S. 134-135.
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