24. Beschauung Gottes als die Sonne der Seelen

[369] Mel.: Nun danket all' ... oder: Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich ...


1.

Das äußre Sonnenlicht ist da

Und leucht't mir ins Gesicht;

Gott ist noch mehr dem Geiste nah

Mit seinem Lebenslicht.


2.

Ach, wohn in mir, du Gottheitssonn',

Mein Geist dein Himmel werd',

Daß ich, o reine Seelenwonn',

Werd' ganz in dich verklärt!


3.

Wenn sich die Sonne offenbart,

So weicht die Dunkelheit;

Vertreib durch deine Gegenwart

Die Sünd' und Eigenheit!


4.

Du bist ein Licht und wohnst im Licht;

Ach, mach mich licht und rein,[369]

Daß ich kann schauen dein Gesicht

Und dir werd' ganz gemein!


5.

Der Adler schaut gerade zu

Die Sonne fröhlich an;

Mein Geistesaug' eröffne du,

Daß ich dich schauen kann!


6.

Wer dich in deinem Licht erblickt

In seiner Seele Grund,

Gleichwie der Cherubim, gebückt,

Dich ehrt zu aller Stund.


7.

So laß mich wandeln, wo ich bin,

Vor deinem Angesicht;

Mein Tun und Lassen immerhin

Sei lauter, rein und licht!


8.

Dein Auge leite meinen Gang,

Daß ich nicht irre geh';

Ach, bleib mir nah mein Leben lang,

Bis ich dich ewig seh!


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 369-370.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliches Blumengärtlein
Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]