61. Der schwachen Kinder Trost

[467] Mel.: Jesu, meine Freude ... oder: Hirte deiner Schafe ...


1.

Gott ist nahe denen,

Die auf ihn sich lehnen

Und vertrauen bloß,[467]

Die als arme Sünder,

Die als schwache Kinder

Sinken in den Schoß,

Der auch heut Noch angelweit

Offen und ganz nah uns allen;

Laß dich ganz drein fallen!


2.

Wär' ich auf der Reise

Stark und schön und weise,

Möcht' ich irre gehn;

Starke sind vermessen,

Weise Gott vergessen,

Schöne sich besehn.

Armes Kind, Sei bloß und blind,

Tiefer nur in Gott verborgen,

Laß die Mutter sorgen!


3.

Nun ich lieb' die Kleinheit;

Hätt' ich nur die Reinheit,

Die den Kindern ziemt!

Könnt' ich so ergeben,

Grundeinfältig leben,

Wie man Kinder rühmt!

Jesulein, Laß mich allein

Dich im Grunde lebend sehen,

So wird's bald geschehen.


4.

Dir will ich mich lassen,

Wollst mich ganz umfassen,

Ewig wohl bewahr'n.[468]

O du Schoß der Liebe,

Deinen Zug und Triebe

Laß mich tief erfahr'n!

Nimm mich ein Und mach mich rein,

Daß ich's mög' in allen Sachen

Wie dein Schoßkind machen!


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 467-469.
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