Zweite Szene

[272] Bürgermeister. Seine Frau.


FRAU BÜRGERMEISTER. Du solltest nicht so reden über den Herrn Pfarrer, wenn der Hartl dabei ist.

BÜRGERMEISTER. Ach was!

FRAU BÜRGERMEISTER. Der geht schnurstracks hin und erzählt es wieder.

BÜRGERMEISTER. Das soll er tun; meinetwegen.

FRAU BÜRGERMEISTER. Du glaubst nie, wie die Leute sind; er kann dir sehr schaden.

BÜRGERMEISTER. Sei doch nicht gar so ängstlich. Man meint schon, ich wäre von jedem abhängig.

FRAU BÜRGERMEISTER seufzt.

BÜRGERMEISTER stellt sich unter die Gartentür, blickt hinaus, die Hände auf dem Rücken. Er brummt vor sich hin. Wer hat dich, du schöner Wald – Tra ... la ... la! – Du schöner Wald!

FRAU BÜRGERMEISTER. Du, Fritz!

BÜRGERMEISTER sich umwendend. Ja?

FRAU BÜRGERMEISTER. Ist es wahr, daß du Abgeordneter werden willst?

BÜRGERMEISTER. Wer hat jetzt das wieder gesagt?

FRAU BÜRGERMEISTER. Die Frieda war vorhin da.

BÜRGERMEISTER. So? Na freilich! Die muß es wissen! Was hat sie denn da gesucht?

FRAU BÜRGERMEISTER. Sie hat dir gratulieren wollen.

BÜRGERMEISTER. Und dich ausfratscheln. Er summt wieder. Aufgebaut so hoch da droben? Schön war's doch! Der ganze Garten war voll Leuten.

FRAU BÜRGERMEISTER. Ich wollte, es war' nicht gewesen!

BÜRGERMEISTER. Jetzt sei so gut und verdirb mir die Freude! Kleine Pause.

FRAU BÜRGERMEISTER. Du hast dich doch sonst nicht in die Politik eingemischt! Fang nicht auf deine alten Tage noch damit an!

BÜRGERMEISTER. Papperlapapp! Fällt mir ja nicht ein!


Unter der Gartentür erscheint Suschen mit einem Strauß frischer Rosen in der Hand.
[272]


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 272-273.
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