[296] Zuerst Marie allein, welche den Tisch abräumt. Dann treten durch die Gartentüre Stelzer, Gruber, Kiermayer, Gschwendtner und Lindlacher ein. Alle tragen Gehröcke und altmodische Zylinder, die sie erst beim Eintreten des Bürgermeisters abnehmen.
[296]
STELZER. Ist Herr Bürgermeister zu Hause?
MARIE. Ja. Soll ich ihn holen?
STELZER. Wenn Sie so gut sein wollen und sagen, daß wir da sind.
MARIE. Gleich. Ab nach links mit dem Kaffeegeschirr.
KIERMAYER. Du muaßt's Wort führ'n, Stelzer. Als Vorstand vom Kollegium.
STELZER. In dieser Beziehung kann ich nicht umhin, wenn es mir auch unangenehm ist.
GRUBER. Mir hamm uns do nix z'fürchten.
KIERMAYER. Z'fürchten net; aba schö' is aa net. Heut so, morgen a so.
GRUBER. Ja no! –
GSCHWENDTNER. Wenn's amal das Interesse der Stadt erfordert!
STELZER. Wir konnten gestern die Sachlage nicht so beurteilen.
GRUBER. Und mir hamm eahm net o'gschafft, daß er 's Maul so weit aufreißt.
KIERMAYER. Aba g'freut hat's uns.
LINDLACHER. Dös hamm mir net so überlegt.
STELZER. Wir können mit der Regierung nicht im Zwiespalt leben.
GRUBER. Was hamm mir denn von dera Streiterei? Wir möchten unser Ruah!
LINDLACHER UND GSCHWENDTNER laut unisono. Wir möchten unser Ruah!
STELZER. Wenn wir uns gegen die Behörden nicht mäßigen, is das ganze Bahnprojekt gefährdet.
KIERMAYER. Des ist ja richtig; des gib i zua.
GRUBER. Und koa Lateinschul kriag'n mir aa net. Seit zehn Jahr mach ma'r oa Eingab nach der andern, und jetzt waar alles umasunst.
STELZER. Wir dürfen unter keinen Umständen die Gunst der Regierung verscherzen.
GRUBER. Wenn ma was krieg'n will, muaß ma si aa was g'fallen lassen. Des is an alte G'schicht.
KIERMAYER. I bin ja selber net regierungsfeindli.
GRUBER. No also!
LINDLACHER. Im G'schäft hat ma'r an Verlust, und dahoam d' Vorwürf.[297]
GSCHWENDTNER. Und wie waar's denn bei mir? Net? I bi Buachbinder und kriag vom Amtsg'richt d' Hypothekenbüacher zum Ei'binden. Auf oamal stand i do als a Revolutionär. De lasseten halt ihre Büacher ganz oafach bei an andern ei'binden. Und i hätt' an Dreck.
LINDLACHER. So geht's an jeden.
STELZER. Wir können die staatlichen Lieferungen nicht entbehren.
KIERMAYER. Des is mir alles recht, aba was soll denn jetzt da Bürgermoasta toa?
STELZER. Auf irgendeine Weise muß die Sache ins Geleise gebracht werden.
KIERMAYER. Wia denn?
GRUBER. Des is sei Sach. Dafür is er Bürgermoasta.
LINDLACHER grob. Und werd zahlt von uns.
GSCHWENDTNER. Hat er den Karr'n einig'schoben, kann er'n wieda rausziagn aa.
KIERMAYER. Aber a Blamaschi is scho, a Blamaschi.
LINDLACHER. Auf dös bissel geht's net z'samm.
GRUBER. Dös hätt' er si z'erscht überlegen müassen. Was braucht er denn gar a so aufz'drah'n? A Minister is do aa'r a Mensch!
STELZER. Alles mit Maß und Ziel!
GSCHWENDTNER UND LINDLACHER laut unisono. Mir möcht'n unser Ruah! –
KIERMAYER. Pst! Da kimmt er!
Ausgewählte Ausgaben von
Die Lokalbahn
|