Sechste Szene


[219] Die Vorigen. Merkl. Grubhofer. Häberlein.


BEZIRKSAMTMANN. Die Herren haben etwas auf sich warten lassen.

HÄBERLEIN. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Herr Bezirksamtmann. Der Bader hat mich beim Rasieren geschnitten, und ich konnte ... ich konnte ...

BEZIRKSAMTMANN. Schon gut. Die Verzögerung war nicht erheblich.

LAMPL. Und 's Essen is aa no net anganga. Sie hamm no nix versaamt, Herr Häberlein.

BEZIRKSAMTMANN. Amalie, die Herren vom Distriktsausschuß, und Lehrer Häberlein.

GRUBHOFER. So? Des is d' Frau? Freut mi auffallend.

MERKL. S'Good!

BEZIRKSAMTMANN. Herr Assessor, ordnen Sie an, daß Neusigl geholt wird.

ASSESSOR ab. Bald darauf zurück.

BEZIRKSAMTMANN. Nun! Sie kennen den Anlaß unserer heutigen kleinen Festlichkeit? Meinem Amtsdiener ist für seine treu geleisteten Dienste die Silberne Medaille allergnädigst verliehen worden.

MERKL. Mir ham's vernommen; gesting is im Wochablatt g'standen.

LAMPL. Der alte Krakler tuat jetzt lang gnua mit.

SEDLMAIER. Fufzig Jahr! Wann ma's richti bedenkt, is a lange Zeit.

HAHNRIEDER. Und er is allaweil a rechtsinniger Mo g'wen. Da hat's koan Stolz geben. Ganz frei.

GRUBHOFER. Net, wia's oft Beamte gibt, de moanen, für an Bauernmenschen braucht mi koan Respekt net z'hamm.

BEZIRKSAMTMANN. Ich höre mit Vergnügen, daß Sie mit meinem Bediensteten zufrieden waren. Ich sehe strenge darauf, daß die Leute im Verkehre Höflichkeit bewahren.

LAMPL. Da hat si nia nix g'feit. Da kimmt er scho daher.

MERKL. Jetzt wenn mi a Musik hätten, kunnt ma'r an Tusch blasen.[219]


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 219-220.
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