Sechste Szene

[20] THOMAS tritt näher an Leni heran, losbrechend. Bist d' da – du? Faßt sie am Arm. Kimmst du so hoam? Du!

LENI sich losmachend, wehleidig. N ... no![20]

MARIANN mütterlich. Leni! Außen Stimmengewirr. Man sieht Weiber und Kinder, die sich an die Fenster drängen und hört Worte. Do steht s'! Schau hi, do steht s'!


Thomas geht an das offene Fenster und schreit hinaus.


THOMAS. Habt's ös da was zum gaff'n? Macht's, daß weiter kemmt's, oder i hau enk mit da Goaßl weg!


Einen Augenblick Stille, dann lautes Geschrei und Gelächter.


LENI stampft mit dem Fuße auf und dreht sich gegen das Fenster zu. Nein! So was G'scheert's! Die Leute entfernen sich, es wird still.

MARIANN hat während der ganzen Zeit unverwandt Leni angesehen. Leni!

LENI trotzig. Is ja wahr! So a g'scheerte Bande!

MARIANN. Geh her zu mir!

THOMAS faßt Leni hart am Arm. Host d' net g'hört?

LENI schmollend und wehleidig. Laß mi do geh!

MARIANN beschwichtigend. Geh, Thomas!

THOMAS sehr barsch zu Leni. Zu da Muatta gehst hi, und tua den Huat runter – – oder i hilf dir.

LENI schmollend. I tua'n scho runter. Sie nimmt den Hut ab und nestelt an ihrem Haar. Der Hut fällt auf den Boden, und Thomas stößt ihn mit einem Fußtritt unter die Ofenbank. Dann geht er langsam hinaus.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 20-21.
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