Dritte Szene

[31] LENI eifrig. Sollt'st 'n do bessa zuared'n, daß er bleibt!

THOMAS. Da is nix mehr zum red'n!

LENI. Ma legt eahm do nix in Weg! Daß er so g'schwind furt will?

THOMAS. Er werd's scho wiss'n.

LENI. Weil du g'sagt host, du vastehst'n guat?

THOMAS. Daß er in dem Haus net sei mag. Dös is net hart zum vasteh' ...

LENI. Warum denn, bal er's ganz schö hot?

THOMAS. Wia oft glaabst d' denn, daß der o'g'red't werd um dös? Was er hör'n muaß von seine Kameraden?

LENI. Ja no!

THOMAS. Und de ältern Leut wern eahm aa an Deuter geb'n.

LENI. Was braucht er si um dös z' kümmern?

THOMAS. Es is net a jed's a so, daß eahm all's gleich is.

LENI. Du host halt no net richti mit eahm g'red't.

THOMAS. Daß di du um dös bekümmerst?

LENI. Weil du scho oft g'sagt host, daß er gar so fleißi is und[31] si auskennt mit der Arbet.

THOMAS. Na werd's aa wahr sei.

LENI. Und g'sagt host, daß ma net leicht amal so an braven und nüachtern Mensch'n auftrifft ...

THOMAS. I schick'n ja net furt. Oda glaabst du, i freu mi auf de Zeit, wo i mit dir alloa haus'n muaß? Leni schweigt. Wenn i den ganz'n Tag von dahoam weg bin, dös ko ja schö wern.

LENI. Vielleicht moant er, du verkaffst scho bald ...

THOMAS. Ah was!

LENI. Dös werd überall'n verzählt. Hat's ja mir aa d' Mangin g'sagt.

THOMAS. Dös is des wenig'st.

LENI. Er werd halt moana, daß er do net bleib'n ko.

THOMAS. Und i moan, du werst jetzt in da Kuchel was z' toa hamm.

LENI. I geh scho. Macht ein paar Schritte zur linken Türe hin, und bleibt wieder stehen; einschmeichelnd. Waar's net g'scheiter, du redest mit eahm, wenn du 's Anwes'n b'halt'n willst?

THOMAS. Na! Dös waar net g'scheiter.

LENI. Daß er si do auskennat!

THOMAS. Wann di no du auskenna tatst!

LENI. I sag's ja bloß weg'n deiner, weil's d' do z' alt bist, daß d' de ganz Arbet alloa machst.

THOMAS. A solchene Sorg' host du um mi? Dös hätt' dir ehnder ei'fall'n soll'n.

LENI. Und wenn's d' a richtige Hilf host, nacha b'halt'st aa 's Sach liaba.

THOMAS. Jetzt geh amal zua!


Leni geht zögernd bis zur Türe und wendet sich hier wieder um.


LENI. Und ... Stockt. Und ... nacha kunnt ja dös aa 'r amal sei ...

THOMAS. Was?

LENI verschämt. No ... daß i heirat.

THOMAS verächtlich. Du?

LENI. Warum nacha net?

THOMAS. Wen denn? Wer sollt denn di heirat'n? A Handwerksbursch? Und da g'rad der schlechtast!

LENI weinerlich. N ... no! Jetzt redt'st scho wieda aso mit mir![32]

THOMAS nähert sich ihr. Bist du so dumm, oda g'stellst di g'rad aso? Leni blickt zu Boden und zupft an ihrem Rock. Woaßt du net, daß du allssammete verspielt host?

LENI. I tua do nix mehr!

THOMAS. Is dir dös nia ei'g'fall'n, wia's d' dös Leb'n g'führt host? Daß 's aus is? Daß 's nix mehr gibt für di?

LENI. D' Muatta hat ganz anderst g'red't ...

THOMAS. Aba von dem nix, daß d' Leut dir z'liab all's vergess'n. Wenn wirkli a Mensch so hirnrissig waar, oder so schlecht, daß er di heirat'n möcht', glaabst denn du, ma lasset enk in d' Kirch eini?

LENI. De hätt'n aa net 's Recht dazua.

THOMAS. Host d' scho viel über dös nachdenkt? Wia's d' mit da Musi ausruckst und de ganz Freundschaft ei'lad'st? Woaßt d' scho an Hochzeita?

LENI. Ma derf do red'n ...

THOMAS. Dappig red'n – ja. Er setzt sich auf die Ofenbank. Ah mei! Es is scho bald a so, wia d' Muatta g'sagt hat, daß mehra dei Dummheit schuld war als wia d' Schlechtigkeit.

LENI hat etliche Male aufgeschnupft. Wenn ma si de größt Müah gibt und muaß si allaweil des Alte fürhalt'n lass'n.

THOMAS. Du host as scho hinter deiner? Gel? Winkt ihr mit der Hand ab. Geh zua, und mach dei Sach' und traam vo was andern! Leni geht ab und zieht die Türe zögernd hinter sich zu.


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 31-33.
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