Vierte Szene

[322] Vom Musikzimmer herein stürmt Frau Bolland, hinter ihr kommen Effie, Wasner und Fräulein Koch.


FRAU BOLLAND. Es ist höchste Zeit. Ich muß in den Kunstverein. Zu Frau Lund. Guten Tag, gnädige Frau.

EFFIE ist zu Frau Lund geeilt und küßt ihr die Hand. Mama Lund!

FRAU LUND. Wie geht's dir, kleiner Wildfang? Kommst du bald zu mir?

EFFIE. Gerne, aber die Musikstunden, und der Vortrag von Professor Stöhr ...

FRAU LUND. Und dies und das und deine achtzehn Jahre. Du hast ganz recht.

FRAU BOLLAND zu Frau Beermann. Effie darf doch mitkommen? Im Kunstverein sollen wun-der-volle Bilder sein.

FRAU BEERMANN mit einem Blick auf Frau Lund. Ich weiß nicht ...

FRAU LUND. Aber natürlich soll sie gehen. Mit dem hübschen Kleid darf sie nicht daheim bleiben. Wir unterhalten uns schon mit den Herren.

FRAU BOLLAND. Dann müssen wir uns eilen. Es ist höchste Zeit. Adieu, gute Frau Beermann. Es war recht pracht-voll bei Ihnen. Adieu, Frau Lund, es war zu hübsch, daß ich Sie noch gesehen habe. Adieu! Adieu! – Adolf!

BOLLAND. Ja – Buzi?

FRAU BOLLAND. Wir fahren um acht ins Theater. Der Wiener Gast soll großartig sein. Ab nach links. Effie und Fräulein Koch hinter ihr. Frau Bolland bleibt an der Türe stehen.

FRAU BOLLAND. Herr Dobler, bitte, begleiten Sie uns; Sie können uns manches erklären.

DOBLER. Wenn Sie gestatten. Gibt Frau Beermann die Hand und verbeugt sich gegen die übrigen.

BEERMANN. Bald wieder, Herr Poet.

BOLLAND. Und überlegen Sie sich mal den Stoff.


Dobler ab. Vorher sind Frau Bolland, Effie und Fräulein Koch links abgegangen.
[322]


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 322-323.
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