[363] EFFIE öffnet die Glastüre und ruft. Papa, hast du vergessen?
BEERMANN ungeduldig. Auf was denn?
EFFIE tritt ein. Wir wollten doch heute zu der indischen Tänzerin gehen?
BEERMANN. Das geht heute nicht.
EFFIE. Ach Gott, ich hab' mich schon so gefreut. Sie tritt zum letztenmal auf.
BEERMANN. Dann warten wir eben, bis die nächste kommt.
EFFIE. Ich weiß nicht, warum gerade wir so schwerfällig sind.
BEERMANN. Weil ich noch andere Sachen zu tun habe, als so ein Gehüpfe anzusehen.
EFFIE lustig. Huh! Wie bös!
BEERMANN. Ich bin gar nicht aufgelegt für so was!
EFFIE tritt an den Schreibtisch und nimmt den Band des Konversationslexikons. Das kommt bloß von deiner Politik. Man muß dir die Schmöker konfiszieren.
BEERMANN erregt. Gib das Buch her!
EFFIE springt weg. Nein, Papachen! Du wirst uns noch krank damit!
BEERMANN schreit. Ich verbitte mir die Scherze. Du gibst sofort das Buch her!
FRAU BEERMANN. Was hast du denn?
BEERMANN. Ich kann das unkindliche Betragen nicht leiden.
EFFIE legt das Buch auf den Tisch. Ich bitte um Verzeihung, lieber Papa!
BEERMANN nimmt hastig den Band und stellt ihn in das Regal. Jeder Scherz hat seine Grenzen; das darfst du nicht vergessen.
EFFIE. Und zur Strafe darf ich die Tänzerin nicht sehen?
BEERMANN. Ich möchte doch lieber mit dir gehen, als – – hier sitzen. Aber es ist einmal nicht möglich.
FRAU BEERMANN. Geh jetzt, Kind! Ich muß noch allein mit Papa reden.
BEERMANN. Aber ich habe wirklich keine Zeit.
FRAU BEERMANN bestimmt. So viel hast du.
EFFIE. Adieu, Papachen![363]
Ausgewählte Ausgaben von
Moral
|