Bericht
des kenigl.Abgeorneten Jozef Filser ieber die Reiße auf den krigsschaublatz bedräf das bier bei Maserburg,

[493] An das kenigliche Barlamändszändrum in Minchen im kadollischen Gasieno


hochwiernige Hern Bresadent und Abgeornete! Beträf disser Reiße wo ich mid den kenigl. Abgeorneten Glasl und Irzinger folendet habe melde ich gehorsamzt das der kenigl. Abgeornete Glasl im Schbitahl in Waserburg sich befindlich ist und der kenigl. Abgeornete Irzigner im Krankenhauß dahir und ich ein zerbrochenes Nassenbein besieze und disses das Ergäbnis inserner barlamendarischen Reiße, und ist auch das linge Auge des underferdigten mit blüt underlaufen und lege ich auch die erztlichen rächnungen bei und ist auch meine Ur im Dienzte zerbrochen.

Auf befäl der barlamänzbardei mus ich es genau beschreim. Kelobt sei Jessas Kristus aber es wahr ein habscheilige Reiße.

Am Dienztag kahm der befähl des hern bresadent Orderer[493] das ich und der Glasl und der Irzinger mich zu iem begübe und sind mier auch zu iem und sagd er meine härn sie missen auf das schlachdfeld fon Waserburg wo jez der bierkrig ist und missen disses unwiesende Folk belären und besenftingen, und bald sie färtig siend mehlden sie das ergäbnis. Und jez siend mir auch ferdig und ligt der kenigl. Abgeornete Glasl im Schpitahl und inser Kohlege Irzinger mus im Krankenhauße ferweulen und auch ich bin ferläzt. Dises ist das ergäbnis, aber sonzt keines und ist auch nimand besenftigt und belärt sontern blos ferläzt.

Mir sint eingestigen im Oßtbanhof in Minchen dahir und hawen schohn dort die feundsälikeiten begohnen intem ein Mentsch durch die finger gebfifen had und schauge ich um und frahge was wohlen sie und sahgt er das er mechte kraudköbfe bei mier bestälen haber mus jeder so gros sein wie mein geschwolschedel und hawe ich iem das landesibliche geantwort wo ich aber dem barlamänd nichd deitlich bezeuchnen kahn.

hochwierninge bardei und geischliche härn forgesäzte!

Um fier ur sind mir in waserburg ankohmen und auch mid gezimender erfurcht fon den beahmten emfangen wohrden und hawe ich disse Leite in audiänz genohmen und frahge ich den bezierksambdman, wo ist der krigschaublaz. Mir sind nahe hiebei sagd er und die flamen des aufrurs gengen den Biergenus läggen schohn an disse stadt.

da hawe ich gefragd ob das Folk ieberhaubts kein bier nichd mähr drinken wiel oder plos weninger, und da sagd der bezierksambman, das gahr kein bier gedrunken wierd sontern wahser und schpringerl und limanahdi. Jez hawe ich gleich erkahnt das die Treie gengen Drohn und Aldahr erschittert ist und das ädle baiernhärz mus fohler unmuth sein bald es einmal limanahdi drinkt.

Ich hawe zum bezierksambdman gesagd, das mier ahle insere Kraft einsäzen wohlen, das der biergenus und die libe zun hause wiedelsbach nicht erläschen derf und desweng sind mier gekohmen und fraghe ich, wo sohlen mier anfangen zum agatiern und sagd er fileichd in Albaching oder wo sie wohlen es ist ieberall gleich. da sind mier keniglichen Abgeorneten mit der hochwierningen Geischlichkeid und den beahmten ins Wierzhauß gangen damid das mier einen blan endwerfen den had ein geischlinger her gesagd one einen schlachdenblan dierfen[494] mir ins nichd gengen disse feunde wahgen. dadurch hawen mir bis midernachd beraden und hawe ich zerst gemeunt fieleichd bald disse ferbländeten Leite die Schtimme eines barlamendarischen landesfaters fernähmen das sie iere limanahdi ausschbeiben und wider das bier liben und ier härscherhauß und auch das wolwohlen der ädlen Zäntrumsbardei erkähnen und nichd iere kadollische rähligon ferlieren wohlen wengen zwei Bfening fier die Maas. Haber disser geischliche Wierdendräger wo schon ohben erwöhnt ist had gesagd mein liber Mentsch, inserne Worde sind zu schwach fier disse Biffel und hawen ahle geischlichen Härn auf der Kansel fersuchd das sie doch das Folk fon der limanadih zu ieren angeschtamten bier und rähligiohn zurikbringen haber der zeitgeischt ist so schlächt, das er sogahr dem durscht widerstät.

hochwierninges barlamänd und geischlinge forgesäzte ich mus es beriechden das mir ahle erkahnt hawen das diser saustahl durch den ieneren feind gekohmen ist indem disse Breißen insern folksthiemlichen ferstand ferviert haben dadurch das mir die biersteier genähmigt hawen. Bald der zändrumsmahn zu hauße siezt schimbft er sär schtark iber die Breißen wie es sich gehärt damid das mir als folksmäner gelibt werden, haher bald so einer auf bärlin kohmt ist ahles anderst. der brafe baier draut sich gar nichd sei Fozmäu auf machen, weil es nichd fornähm ist und die groskobfeden breißen, wo auch fiele adeliche dabei sind lasen ien nichd dischpartirn. Es kohmt ein Graf zu iem oder gar ein fürscht und glopft iem auf der axel und durch disses fergiest er insere angeschtamte häslichkeid gegen breißen und machd eine dämithige fotzen wie der haußgnechd bald ein fornähmer Mentsch aussteigt und der fornähme Mentsch gibt iem sein Gebäck und seine schwaren Kofer zum dragen und der folksame Gnecht dragt ahles bald es auch sär schwehr ist.

Disser bairische zändrumsmahn wo in bärlin under die grafen und fürschten läbt ist kein ädles roß das sich beimt und ausschlahgt sontern ein schtieler ox wo seinen haksen hinhalt und sich beschlahgen last und bald er ein schlächtes hufeisen krigt mus er hienken haber derf nichd wiederschbenstig sein sonzt haud mahn ien mid der geißel ieber das fozmäul.

hochwierninge bardei und geischliche forgesäzte leuder disses ist war und mus beschtätigt wern bald mier es auch ins nichd[495] ankehnen lasen sontern im Folke ferbreiden das mir aus bolidik disse biersteier gemachd hawen, wodurch diser Krawahl gekohmen ist und disse refoluziohn gengen das bier und mid der limanahdi.

Indem mir bei dissem krigsrade sär betribt gewäsen sind und nichd gewißt hawen wie mir ins ferhalten sohlen und auch der bezirgsambman nichz gewust had, da ist dem keniglichen abgeorneten Glasl eingefahlen das mir fieleicht einen häktoliter oder zwei bezallen und bei dissem freibier wohlen wir das folk ieberreden. Haber der geischlinge Wirdendreger had gesagd mir missen in jädem dorf ein freibier gäben, sonzt ist es gans gefält und mir köhnen ja die koschten dem barlamänd aufbierden, wo es ja iemer genähmigt bald es fom zändrum ferlangt wierd. Disses hawen mir erkahnt und weil es zur belärung des folkes gehert hawen mir beschlosen das die koschten fier kirchen und schuhlangelägenheid ferechnet werden.

Leuder es ist aber anderst gegangen. Mir hawen in Sünzing angefangen und auch bekant geben das jeder bei disser fersammlung umsonzt drinken derf. Mir hawen gemeint bald disses bairische Folk wider ein bier schmäkt das es dan zurikkährt zur angeschtamten libe zum härscherhaus und die sozi und die limanadhi ferabscheit.

Disses ist auch eingetrofen fon drei ur bis um acht ur wo das freibier gedrunken wahr und hawen ahle leite ins zugehärt und inserne Worte behärzigd, indem mir sie aufgevordert hawen das sie in Dreie fest wider bier drinken.

Haber wie das freibier gahr ist gewäsen und mir geklaubt hawen, das sie es gewähnt siend, da ist ein ögonohm aufgestanden und had gesagd, das es jäz erst rächt bidder ist fier das Folk bald sie sechsazwanzg bfening zalln missen nachdem das sie umsonzt gedrunken haben und das der bayrische Löbe nichd zur dränke ziet bald er so fiel zallen mus.

Und er had gesagt durch dises bier wo sie jäzt gedrunken hawen krigen sie mohrgen in der friehe einen häftigen Durscht und da ist es erst rächt schmärzlich, bald sie ien nicht läschen köhnen. Und er had gesagt, das die zändrumsbardei ienen das baradiß gezeugt had durch disses bier wo nichz gekost hat, haber sie dierfen nichd hinein sontern missen sechsazwanzg bfening Eindrittsgäld zallen.[496]

Und er had gesagt, disses hier ist der schpeck wo mahn damid meise fangt und es ist der judaßkus fon disser zändrumsbardei.

Da had der kenigliche Abgeornete Glasl geschriehen das disses eine frächheid ist bald mahn zuerscht ahles saufft und dan schimbft, haber da hawen ien schohn dise ferbländeten leite gebakt und auf seinen Gobf fiele maskriege zerschlahgen, bis das er ändlich genug gehabd had und ist hingefahlen, und dem keniglichen Abgeorneten Irzinger haben sie mid einem wagscheitel ieber den fotz geschlahgen und mid zaunlaten mishandelt was aber nichz gemachd häte bald keine negel darien gewäsen weren, haber es wahren negel darien und durch disse had er auf dem hinderkwartir file streiffen erlidden und auch der underfertigte, wo doch fieles gewohnt ist, had ein par solchene ieber seine nasse erhalden, das disses nassenbein gebrochen wahr auch mehrerne schläge mit einen bierschlägel auf das haubt, was aber plos forieber gähend war.

Hochwierninge Bardei auch Bresadent und geischliche forgesäzte, ich mus es mid schmärz beriechden das der geischliche wirdentreger hinder dem tisch herforgezohgen ist wohrden und ist so geschlahgen wohrden bis das einer geschriehen had jez köhnen es sechsazwanzg schöllen sein und da wahr sein hochwierniges Andlitz geschwohlen wie eine dambfnudl.

Disses it das ergäbnis inserner barlamändarischen misionsreiße und mus ich dadurch leuder beschtetigen, das die anhenglichkeit an das zändrum nichd mer so schtark ist und das drohn und althar undergrahben sind durch dissen aufrur mit limanahdi. Disses beschtetige ich auch fier die verläzten keniglichen Abgorneten und liegt auch eine rächnung fier zwei häktoliter und den Bahder und fier erlitenen dienztliche ferläzungen bei bedreff kirchen und schuhlangelägenheiten


fon eiern liben

Jozef Filser,


fier das zändrum mid glohrie beidelt und gfozt und bleubt aber in dreie fäst.[497]

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 4, München 1968, S. 493-498.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Knigge, Adolph Freiherr von

Über den Umgang mit Menschen

Über den Umgang mit Menschen

»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge

276 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon