15

Wie Peter wieder zu Christen kam

[153] Wie der Gesang verschollen war, faßte Peter wieder frischen Mut; er ließ das Schifflein vom Winde hintreiben, setzte sich nieder und sang:


»Wie froh und frisch mein Sinn sich hebt,

Zurück bleibt alles Bangen,

Die Brust mit neuem Mute strebt,

Erwacht ein neu Verlangen.


Die Sterne spiegeln sich im Meer,

Und golden glänzt die Flut. –

Ich rannte taumelnd hin und her,

Und war nicht schlimm, nicht gut.


Doch niedergezogen

Sind Zweifel und wankender Sinn,

O tragt mich, ihr schaukelnden Wogen,

Zur längst ersehnten Heimat hin.


In lieber dämmernder Ferne,

Dort rufen einheimische Lieder,

Aus jeglichem Sterne

Blickt sie mit sanftem Auge nieder.
[153]

Ebne dich, du treue Welle,

Führe mich auf fernen Wegen

Zu der vielgeliebten Schwelle,

Endlich meinem Glück entgegen!«


Als das Morgenrot aufging, sah er das Land nur noch wie eine unkenntliche blaue Wolke weit hinunter liegen, und er erschrak beinah, als ihn das allmächtige Meer und der gewölbte Himmel so unermeßlich umgab. In der Ferne segelte ein Schiff auf ihn zu, und er hätte beinah geglaubt, daß er sein ehemaliges Unglück nur von neuem träume; aber als es näher gekommen, sah er, daß die Schiffer Christen waren, die ihn sogleich willig aufnahmen. Er freute sich, als er hörte, daß sie nach Frankreich segelten.

Quelle:
Ludwig Tieck: Werke in vier Bänden. Band 2, München 1963, S. 153-154.
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