An Denselben

[74] Noch faßt mein Herz nicht seine eigne Wunde.

Als alle die dich kannten und dich liebten,

Mit ungewohntem Kummer sich betrübten,

Ging mir vorbei der Kelch der bittern Stunde.


Ich bin noch so wie sonst mit dir im Bunde,

Mir ist daß wir wie ehedem uns übten,

An edlen Dichtern freun, den vielgeliebten,

Als brächt' ein Brief von dir mir frohe Kunde.


Schon sonst bin ich von dir entfernt gewesen,

Und du und deine Liebe schien ein Träumen,

Und ich besaß dich nur durch meinen Glauben:


So kann ich nun in Blumen, Sternen lesen

Von dir, mein Freund, entfernt in großern Räumen.

Nicht Zeit, nicht Tod kann dich mir jemals rauben.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 74-75.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 2 (Paperback)(German) - Common
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 1 (Paperback)(German) - Common
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte