28. Ralph Blackstone an Mortimer

[636] Bondly.


Es geht alles glücklich und über die Maßen wohl mit den Verbesserungen: ich halte es für meine Schuldigkeit, Ihnen einige summarische Nachrichten davon zu geben, weil Sie sich für den hiesigen Garten vorzüglich interessierten. Die alten Linden, die vertrocknet waren, sind abgehauen und ausgegraben, es fand sich der Name Ihrer Gemahlin in der einen, neben ihr stand Lovell eingeschnitten; man hat junge Birken dort gesetzt; der Teich ist ausgetrocknet, weil der Garten doch an Wasser Überfluß hat: einiges Nadelholz am Abhange des Berges ist fortgeschafft, weil es oben die schöne, herrliche Aussicht einschränkte. Manche kleine Verbesserungen werden Sie noch antreffen, wenn Sie sich wieder selbst einmal herbemühen wollen; der Garten kann sich nun bald vor jedem Kenner sehen lassen; manches freilich könnte besser sein, aber man muß nicht alles in der Welt auf die beste Art haben wollen, sonst bleibt es am Ende ganz schlecht. An mir liegt freilich nicht die Schuld, sondern immer nur an dem Gärtner Thomas, von dem ich Ihnen schon neulich schrieb, daß ich vielen Streit mit ihm hätte; ein Mensch, der seinen wahren und echten Geschmack gar nicht ausgebildet hat, und der nun doch immer in allen Sachen recht haben will. Nun ist das eine sehr große und fast unausstehliche Prätension, selbst von einem sehr gescheiten Menschen, und nun vollends von einem Manne, der nicht drei vernünftige Gärten zeit seines ganzen Lebens gesehn hat. Aber es ist ein schlimmer Umstand bei diesem Manne, er wird sehr gekränkt, wenn man ihm zu sehr widerspricht, oder ganz gegen seinen Willen handelt, er hat eine Art von empfindsamem Eigensinn, den man gar nicht brechen kann, ohne ihm selber das Herz zu brechen. Er war neulich heftig gerührt, als ich ein Blumenbeet angebracht hatte, von dem er nichts wußte. Er hielt mir das Unrecht, das ich ihm, als einem so alten Manne, tue, daß ich seinen Respekt bei den Gartenknechten vermindre, recht beweglich vor, und ich alter Narr ließ mich übertölpeln und wurde ordentlich mit gerührt. Seit der Zeit sind wir nun sehr gute Freunde, ich tue ihm sehr vieles zu Gefallen und er tut mir auch dagegen manches zu Gefallen: ich habe es mir überlegt, daß ich lieber den Garten und den guten Geschmack, als einen lebendigen Menschen etwas kränken will, und darum sehe ich[636] jetzt durch die Finger, und lasse manchmal fünfe gerade sein.

Von der Jagd sind Sie ebensowenig, wie mein Schwiegersohn, ein großer Liebhaber, und darum will ich Ihnen von ihren Fortschritten lieber nichts erzählen. Mein Schwiegersohn ist willens, das benachbarte Gut Waterhall zu kaufen, und ich glaube, daß er vernünftig daran tut, denn es ist zu einem sehr billigen Preise zu haben. – Ich empfehle mich Ihrer fernern Gewogenheit und nenne mich

Ihren ergebensten Freund Ralph Blackstone.

Quelle:
Ludwig Tieck: Werke in vier Bänden, Band 1, München 1963, S. 636-637.
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